Der Titel war am Dienstag beim 53. Weinsberger Obstbautag (Kreis Heilbronn) Programm: "Obstbau in herausfordernden Zeiten". Neben Vorträgen über die aktuelle Marktsituation und Energiesparmaßnahmen, war ein großes Thema bei der Online-Veranstaltung auch die sogenannte Agri-Photovoltaik (Agri-PV) und entsprechende Demonstrationsvorhaben in Baden-Württemberg. Diese biete echte Chancen, so Franz Rueß, Leiter der Abteilung Wein- und Obstbau an der Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg.
Obstbau in der Krise: Geringe Nachfrage und sinkende Preise
Wie viele Branchen steht auch der Obstbau in Heilbronn-Franken und landesweit vor Herausforderungen. Die größten Probleme: Steigende Kosten bei gleichzeitig sinkenden Abnahmezahlen. Kosten einfach weitergeben? Das geht im Obstbau nicht, wie das Beispiel der in Europa produzierten Äpfel zeigt: 10,5 Millionen Tonnen wurden 2022 verkauft, aber 12,7 Millionen Tonnen produziert.
Mit geringerer Nachfrage sinken die Preise automatisch. Ein weiteres Beispiel: Erdbeeren. Die wurden im vergangenen Jahr nicht einmal alle geerntet, weil die Nachfrage zu gering war. Außerdem wirke sich auf viele Kulturen auch der Klimawandel nachteilig aus.
Steigende Mechanisierung als mögliche Lösung
Man müsse sich anpassen, um im Obstbau zukunftsfähig zu bleiben. Produkt- und Produktionsinnovationen müssen her. Den steigenden Kosten entgegenwirken könne man beispielsweise mit mehr Mechanisierung. Mehr Maschinen in Baumschnitt und Ernte würden zu weniger Arbeitszeit und damit zu sinkenden Kosten führen, bestätigt auch Rueß.
Agri-PV: Oben Strom, unten Früchte
Eine weitere Chance biete Agri-Photovoltaik (Agri-PV). Hierbei wird über dem Obst eine teils lichtdurchlässige Solaranlage installiert. "Oben Stromertrag unten Fruchtertrag", so fasst es Rueß treffend zusammen. Beispielsweise bei Beeren, die ohnehin geschützt angebaut werden, könne hier problemlos ein neuartiges Zwei-Nutzungs-System entstehen. Erste positive Ergebnisse liefern die Demonstrationsvorhaben in ganz Baden-Württemberg, eines davon auch in Heuchelberg (Kreis Heilbronn), die vom Land derzeit mit 2,5 Millionen Euro gefördert werden.