Eine Stadt erinnert sich

500 Jahre Bauernkrieg: "Weinsberger Blutostern"

Stand

Von Autor/in Jan Arnecke

Die Stadt Weinsberg hat am Mittwochabend der "Weinsberger Bluttat" gedacht. Damals wurden im Zuge des Bauernkriegs Graf Helfenstein und seine Begleiter getötet.

Es ist auf den Tag genau 500 Jahre her, dass im Zuge des Bauernkrieges Graf Ludwig von Helfenstein in Weinsberg (Kreis Heilbronn) mit seinen Begleitern brutal zu Tode kam. Der 16. April 1525 war der Ostersonntag, weshalb die "Weinsberger Bluttat" bis heute auch als "Weinsberger Blutostern" bekannt ist. Am Lindenplatz, wo der Graf damals sein Leben verlor, hat sich die Stadt daher am Mittwoch an die Tötung erinnert. Der Platz wurde zum Jubiläum des Bauernkrieges neugestaltet.

Geschrei, Getöse und ein Spießrutenlauf

Heute erinnert wenig an die grausamen Ereignisse von 1525. Am Mittwochabend wurde ab 17 Uhr der neu gestaltete Lindenplatz von Bürgermeisterin Birgit Hannemann (CDU) eingeweiht.

Doch bevor der Gedenkstein enthüllt und danach der Gottesdienst in der Johanneskirche gehalten wurde, stellte der Theaterverein Weinsberg die Szenen von damals nach. In traditionellen Kostümen wurde der "Graf" mit Geschrei und Getöse durch die Gassen gejagt. Am Lindenplatz wurde dann der Spießrutenlauf symbolisch nachgestellt, untermalt vom Männerchor Weinsberg.

Tausende Bauern stürmen 1525 die Burg Weinsberg

Aber was war da eigentlich los an Ostern 1525? Die Bauern waren aufgebracht, zogen nach der Plünderung des Klosters Schöntal (Hohenlohekreis) bis nach Neckarsulm (Kreis Heilbronn), wo sich am 15. April 1525 rund 6.000 Bauern zusammenfanden. Dann ging es schnell: Graf Helfenstein war gerade auf der Burg Weinsberg angekommen, mit 60 Begleitern. Er forderte die Bauern des Weinsberger Tals auf heimzukehren. Während einige wenige der Forderung nachkamen, brachte sie die meisten jedoch noch mehr auf.

Generalprobe Blutostern Theaterverein Weinsberg
Generalprobe geglückt: Am Mittwochabend wird der "Graf" vom Theaterverein erst durch Weinsberg und dann "durch die Spieße" gejagt.

Die zahlenmäßige Überlegenheit sollte ausgenutzt werden. Am Ostersonntag um 8 Uhr stürmten die Bauern schließlich die Burg Weinsberg, um 9 Uhr sollen sie diese bereits eingenommen haben und um 10 Uhr stand die Burg in Flammen. Die Adeligen flohen in den Wolfsturm und die Johanneskirche. Doch auch die Kirche wurde gestürmt und den überlebenden Adeligen blieb nichts, als sich zu ergeben. Sie wurden von den Bauern zum Tode verurteilt, das Urteil wurde am heutigen Lindenplatz vollstreckt, als Helfenstein und rund ein Dutzend weitere Adelige "durch die Spieße" gejagt wurden.

Nach "Weinsberger Blutostern": Luther auf Seite des Adels

Natürlich blieb das nicht ohne Folge - vor allem für die Bauern. Der Adel sah seine Stellung bedroht. Und Martin Luther, der zunächst auch Sympathien für die Bauern zeigte, wendete sich ab und forderte den Adel zu unnachsichtiger Härte gegen die Bauern auf. So wurden auch die Bauern in der Folge mit großer Brutalität verfolgt, auch die Stadt Weinsberg, obwohl diese für die Taten der Bauern nicht verantwortlich war.

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Prof. Dr. David von Mayenburg, Rechtshistoriker, Universität Frankfurt a.M.
Prof. Dr. Marina Münkler, Literaturwissenschaftlerin, TU Dresden
Prof. Dr. Lyndal Roper, Historikerin, University of Oxford

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