Fünf am Projekt "Warum immer ich?" teilnehmende Personen vor zwei Bannern, einmal der Peter-Bruckmann-Schule Heilbronn und des Polizeipräsidiums Heilbronn (Foto: SWR, Jan Arnecke)

Gespräche zwischen Polizei und jungen Menschen sollen Vorbehalte aus der Welt schaffen

"Warum immer ich?" - Polizei Heilbronn stellt neues Präventionsprojekt vor

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Mit dem Projekt "Warum immer ich?" will die Polizei ihre Kontrollmaßnahmen erklären, aber auch mangelnden Respekt vor den Einsatzkräften verstehen. Erste Erfolge gebe es bereits.

Seit dem 20. September läuft das Präventionsprojekt "Warum immer ich?" des Polizeipräsidiums Heilbronn. Das Projekt sieht Dialoge zwischen jungen Einsatzkräften der Polizei und Jugendlichen beziehungsweise jungen Erwachsenen vor. Ziel sei es, so der Heilbronner Polizeipräsident Hans Becker, Vorbehalte auf beiden Seiten zu beseitigen und für die Situation des jeweils Anderen zu sensibilisieren, um so künftig gewalttätige Auseinandersetzungen zu verhindern.

"Wir möchten auch deutlich machen, hinter jeder Uniform steckt ein Mensch mit Gefühlen und Ängsten."

Für die jungen Menschen solle klargemacht werden, die Polizei kontrolliere nicht einfach willkürlich, dafür gebe es bestimmte gesetzliche Vorgaben. Diese möchte man unter anderem erläutern und näherbringen.

Soziale Medien und Videos im Netz spalten weiter

Auf der anderen Seite möchte die Polizei aber auch lernen, was die jungen Menschen zu Respektlosigkeit oder Gewaltbereitschaft der Polizei gegenüber treibt. Sind es beispielsweise bei Zugewanderten schlechte Erfahrungen mit der Polizei im Herkunftsland? Sind es Videos aus dem Netz, die immer nur Polizeigewalt zeigen, nicht aber das Vorangegangene?

Diese und andere Fragen gelte es präventiv zu klären und wieder ein Bild der Polizei als wirklichen "Freund und Helfer" zu schaffen, der nur Gutes wolle, heißt es. Daher hat sich auch Christoph Franz, der Leiter der Peter-Bruckmann-Berufsschule in Heilbronn dazu bereit erklärt, an diesem Pilotprojekt teilzunehmen.

"Prävention ist mir vor allem in den Bereichen Social-Media-Nutzung und Gewalt wichtig. Hier lässt sich Verständnis erzeugen, bevor Taten passieren, die sich hinterher schwer korrigieren lassen."

Ausschreitungen in Stuttgart als Auslöser

Solche Taten, wie sie beispielsweise die Stuttgarter Innenstadt im Juni 2020 erschüttert haben. Die Aufarbeitung habe gezeigt, vor allem junge Menschen und vor allem junge Männer waren an der Krawallnacht beteiligt, so Polizeipräsident Hans Becker.

Hier kommt dann auch der Präventionsgedanke wieder ins Spiel: Das Projekt "Warum immer ich?" wurde zusammen mit einer Sozialarbeiterin von der Polizei Heilbronn ins Leben gerufen, um eben solche Situationen hier vor Ort zu vermeiden.

Bisher schon 180 Schüler im Dialog

Bisher sei man an drei Schulen aktiv, der Peter-Bruckmann-Schule und der Johann-Jakob-Widmann-Schule in Heilbronn, sowie am Beruflichen-Schulzentrum-Wertheim (Main-Tauber-Kreis). Bei insgesamt 13 Veranstaltungen kamen je zwei junge Polizeibeamte mit insgesamt 180 Schülerinnen und Schülern im Berufsschulalter ins Gespräch.

Die Ergebnisse seien bisher positiv, berichtet auch Mira Lindauer, Polizeikommissar-Anwärterin und Teilnehmerin am Projekt. Sie habe vor allem gelernt, die Perspektive des Bürgers auf der Straße anzunehmen und dies auch in ihrem Umgang und ihrem Verständnis eines beispielsweise Kontrollierten gegenüber einfließen zu lassen.

"Für uns ist es vielleicht die achte Routinekontrolle am Tag, aber für den Kontrollierten vielleicht der erste Kontakt mit der Polizei. Das muss man sich vor Augen halten."

Ähnlich sieht es auch Gianni Alessio Dimitri. Der 16-jährige Berufsschüler aus Heilbronn sagt, er habe früher Freunde gehabt, die kein gutes Bild von der Polizei hatten. Von diesen habe er sich aber inzwischen getrennt, die Präventionsgespräche hätten ihm nochmals gezeigt "wie lieb die Polizei eigentlich ist, und dass sie nur Gutes wollen."

Das Projekt soll nach den Erfolgen in Heilbronn und Wertheim nach Möglichkeit auch auf die gesamte Region Heilbronn-Franken ausgeweitet werden. Ob das noch ein landes- oder bundesweites Projekt wird, bleibt abzuwarten.

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SWR