Der Internatsleiter hatte Mitte November eine Veranstaltung der AfD in der Asmundhalle in Assamstadt (Main-Tauber-Kreis) mit dem als rechtsextrem eingestuften Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke besucht. Der Mann war nach der Veranstaltung zu Höcke auf die Bühne gekommen, hatte sich eines von Höckes Büchern signieren lassen und anschließend gesagt: "Weiter so!"
Ein entsprechender Videomitschnitt liegt dem SWR vor.
Treff von AfD-Politikern in Assamstadt "Netzwerk gegen Rechts" demonstriert gegen AfD-Veranstaltung mit Höcke
In Assamstadt haben am Freitagabend rund 250 Menschen gegen eine Veranstaltung der AfD demonstriert. AfD-Politiker hatten zu einem Bürgerdialog eingeladen.
Teilnahme an Demonstration "gegen die Impfdiktatur"
Weitere Recherchen von SWR und dem "Hohenloher Tagblatt" ergaben: Am 5. Dezember 2021 besuchte der Internatsleiter bereits eine Demonstration des AfD-Kreisverbandes Main-Tauber in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis). Das Motto der Veranstaltung, in deren Rahmen die ebenfalls dem rechten Parteiflügel angehörende Christina Baum sprach, lautete: "Stoppt die Impfdiktatur!". An der Demonstration nahmen rund 250 Menschen teil. Nach Aussage von Szenekennern aus der Region war die Neonazi-Szene auffällig stark bei der Demonstration vertreten.
Internatsleiter äußert sich
Mit dem Besuch der Veranstaltung in Assamstadt konfrontiert, betont der Internatsleiter, es gebe "für Christen gute Gründe, sich für die AfD zu entscheiden". Die AfD kämpfe für ein "gesundes Familienbild von Vater, Mutter und Kindern". Alle anderen Parteien hätten es aufgeweicht und infrage gestellt.

Die "gefährliche grüne Genderpolitik" sei "der erste Schritt der Umgestaltung unserer Gesellschaft in eine wertelose, antichristliche Gesellschaft und Grundlage für den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands mit schleichender Deindustrialisierung".
Diözese: "Nehmen Vorwürfe sehr ernst"
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart, Träger des Internats, teilt auf Nachfrage, wie die Ansichten des Mannes mit seiner pädagogischen Funktion zu vereinbaren sind, mit, dass sie die Vorwürfe gegen den Leiter sehr ernst nehme. Die Positionen von Höcke seien mit dem christlichen Menschenbild "in keiner Weise vereinbar".
Für die Diözese sei das Agieren, "das vom Schüren von Fremdenfeindlichkeit, von Ängsten gegen Überfremdung, von Ausgrenzung anderer" lebe, "nicht akzeptabel", teilt ein Sprecher mit. Bischof Gebhard Fürst, der die Diözese seit mehr als 20 Jahren leitet, habe den Mann um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. In dieser Woche soll ein Personalgespräch mit dem Internatsleiter stattfinden.