Einen Monat nach dem SEK-Einsatz in Boxberg (Main-Tauber-Kreis) am 20. April laufen die Ermittlungen bei der Bundesanwaltschaft und der Staatsanwaltschaft Karlsruhe weiter. Auf SWR-Anfrage gaben die Ermittlungsbehörden aber keine Auskünfte über den derzeitigen Stand. Auch nicht zum zweiten Großeinsatz des Spezialeinsatzkommandos (SEK), der Mitte Mai in Boxberg folgte.
Dennoch scheint nach SWR-Recherchen vor Ort so viel klar: Es gibt Hinweise auf rassistische Vorfälle in der 7.000-Einwohnerstadt. Demnach soll es geheime Treffpunkte mit Reichskriegsflaggen, eine angebliche Neonazi-Gaststätte am Waldrand und abgelegene Aussiedlerhöfe mit Verbindungen zur "Reichsbürger"-Szene geben. Zudem würden einzelne Menschen ihre rechte Gesinnung offen zur Schau tragen.

Rechte Strukturen gewachsen
In der Öffentlichkeit spricht in Boxberg und seinen Teilorten niemand gerne darüber - schon gar nicht vor der Kamera oder dem Mikrofon. Trotzdem sind die genannten Orte und Vorgänge für viele in der Stadt ein offenes Geheimnis. Dem SWR liegen vier Wochen nach dem ersten SEK-Einsatz gegen einen mutmaßlichen Reichsbürger im Teilort Bobstadt Informationen vor, die den Verdacht erhärten, dass vor Ort rechte Strukturen über Jahre hinweg wachsen konnten.
Nicht nur der Name des Hauptverdächtigen taucht nach Informationen, die dem SWR vorliegen, immer wieder in Verbindung mit bekannten Größen der Rechtsextremen-, Querdenker- und Reichsbürgerszene in der Region auf. Auch zwei weitere Personen, denen Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen werden, haben nach SWR-Recherchen Verbindungen zur rechten Szene.

Stadt Boxberg verspricht Unterstützung für Kampf gegen Rechts
Mit den SWR-Erkenntnissen konfrontiert, erklärt Bürgermeisterin Heidrun Beck (parteilos), die Stadt wolle die Augen "vor der erschreckenden politischen Entwicklung im gesamten Land" nicht verschließen. Nach wie vor habe sie keinerlei Erkenntnisse auf rechtsradikale Vorgänge in ihrer Amtszeit. Während man das Vorhandensein von Reichsbürgern auf dem Gemeindegebiet durch die offene Ablehnung von staatlichen Institutionen recht gut einschätzen könne und selbstverständlich auch an die zuständigen Stellen weitergebe, seien rechte Strukturen oft im Stillen gewachsen. Sie habe dem "Bündnis gegen Rechts Main-Tauber" aber ihre volle Unterstützung angeboten: "Gerne sind wir als Stadt bereit in politische Aufklärung und Bildung zu investieren, um rechtes Gedankengut im Keim zu ersticken."