Im Heizungs- und Sanitärbetrieb ASW in Widdern (Kreis Heilbronn) arbeiten die Mitarbeiter von Sascha Wagner nur noch an vier Tagen in der Woche, dafür jeweils eine Stunde länger. Vor knapp einem Jahr hat Wagner das neue Arbeitszeitmodell eingeführt und ist seitdem überzeugt: "Ich bin mir sicher, dass die Vier-Tage-Woche die Zukunft ist, sonst würde ich es nicht machen", erzählt der Unternehmer.
Deutlich weniger Krankheitsfälle
Seit der Einführung der Vier-Tage-Woche melden sich die Mitarbeiter viel seltener krank, berichtet Wagner. Besonders Zerrungen und Rückenprobleme hätten abgenommen. Zudem habe sich das Fachkräfteproblem in Luft aufgelöst. Seit Jahren habe der Betrieb verzweifelt Personal gesucht. Durch die Umstellung auf das neue Arbeitszeitmodell haben sich laut Wagner wieder Facharbeiter beworben. Und zwar so viele, dass er sich die Besten aussuchen konnte.
Wie sich die Umstellung finanziell bemerkbar gemacht hat, sei schwer einzuschätzen. Aufgrund der politischen Entscheidungen sei das Geschäft rund um den Heizungsbau im vergangenen Jahr stark angestiegen. Wagner berichtet von mehr Umsatz mit weniger Arbeitstagen.
"Ich glaube nicht, dass sich das Modell im Handwerk stark verbreiten wird"
Auf die Frage, ob die Vier-Tage-Woche ein gutes Modell für Handwerksbetriebe ist, antwortet Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, mit einem klaren: "jain". Es sei sehr individuell. Je nach Branche und Betriebsgröße sei das Ergebnis unterschiedlich. Bislang ist das Vier-Tage-Modell die Ausnahme, sagt Schnörr. Es kommen gleichermaßen negative wie positive Rückmeldungen von Unternehmen.
Hoher Planungsaufwand und Engpässe
Ein Faktor, den Betriebe berücksichtigen müssen, ist der hohe Planungsaufwand. Darin sind sich Sascha Wagner von ASW und Ralf Schnörr von der HWK-Heilbronn-Franken einig. Der Unternehmer aus Widdern berichtet von etwa zehn Stunden Mehraufwand in der Woche allein für die Planung. Kleinere Familienbetriebe könnten das kaum stemmen. Auch die saisonalen Krankheitswellen seien schwerer abzufedern, so Wagner weiter. Schließlich könne man die Mitarbeitenden nicht plötzlich wieder an fünf Tagen die Woche einsetzen.
Schnörr ist sich darüber hinaus sicher: Der Effekt, Fachkräfte durch die Vier-Tage-Woche anzulocken, sei nicht von Dauer. Sobald andere Betriebe nachziehen, falle das Alleinstellungsmerkmal weg.