Ein Smartphone, auf dem die Startseite für das kostenlose Bus-WLAN geöffnet ist. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Beschmierte Wände, kaputte Sitze, verdreckte Böden

Alle am Smartphone: WLAN im Bus mindert Vandalismus in Heilbronn-Franken

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Die Zahl der Fälle von Vandalismus in Bussen ist in Baden-Württemberg in den letzten Jahren stark gesunken. In Bahnhöfen und Zügen sieht es allerdings anders aus.

Beschmierte Wände, kaputte Sitze oder ein verdreckter Boden - Vandalismus in öffentlichen Verkehrsmitteln kennen leider die meisten, die Bus und Bahn regelmäßig nutzen. Zuletzt hatte etwa in Heilbronn-Franken eine Frau für Aufsehen gesorgt, die in einem Regionalzug das Löwenmuster aus den Sitzen geschnitten hatte.

Laut Bundespolizei gab es im Jahr 2020 in Baden-Württemberg 5.235 Sachbeschädigungen. Das sind vier Prozent mehr als im Jahr 2019. Bei den darin enthaltenen Graffitistraftaten fiel der Anstieg mit 13 Prozent auf 2.531 noch höher aus. Immerhin: Bei der Häufigkeit von Sachbeschädigung in Bussen hat sich in den vergangenen Jahren viel getan.

WBO: Im Bus Dank WLAN kaum noch Vandalismus

"Das Thema Vandalismus hat sich bei uns praktisch erledigt", sagte Ulrike Schäfer, die Sprecherin des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO), dem SWR.

"Der Grund ist schlicht die Einführung von WLAN in den Bussen. Seither beschäftigen sich die Fahrgäste fast alle mit dem Smartphone", so Schäfer. Kaum jemand komme seitdem noch auf die Idee, sich am Inventar abzureagieren.

Schon die Einführung der Video-Überwachung in den Bussen habe vor etwa 15 Jahren zu einer deutlichen Reduktion der Fälle geführt, sagte der Neckarsulmer Busunternehmer Bernhard Zartmann dem SWR.

Er und auch Fahrdienstleiter Steffen Müller von den Stadtwerken Heilbronn sprechen von Schäden auf gleichbleibend niedrigem Niveau. Größtenteils seien es Schmierereien mit Filzstiften, die schnell beseitigt werden, um Nachahmer zu verhindern.

Millionenschäden bei der Deutschen Bahn

Von Graffitis über eingeschlagene Schaukästen bis hin zu massiven Schäden an abgestellten Wagons: Die Deutsche Bahn ist besonders von Vandalismus betroffen. Allein im Jahr 2020 wurden 36.000 Fälle bundesweit registriert. Laut Bahn entstand ein Schaden von insgesamt 38 Millionen Euro.

Ein Securitymanager der DB Regio steht in einem verwüsteten Abteil eines Regionalzuges der Deutschen Bahn. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa | Julian Stratenschulte)
Ein Securitymanager der DB Regio steht in einem verwüsteten Abteil eines Regionalzuges der Deutschen Bahn. (Archiv) picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa | Julian Stratenschulte

Regionale Zahlen seien bei Schäden an Fahrzeugen schwierig zu erheben, da viele Züge überregional eingesetzt würden und nicht so einfach festzustellen sei, wo genau eine Sachbeschädigung stattgefunden habe, teilte ein Bahnsprecher dem SWR auf Anfrage mit.

Bei den Graffitis gehen die Schäden insgesamt leicht zurück, da die Sicherheitskräfte schneller einschreiten und auch die Untergründe zunehmend mit Schutzlacken geschützt sind. Der Aufwand und die Kosten der Graffitibeseitigung seien jedoch weiterhin immens. Die Neulackierung eines Triebwagens koste beispielsweise 30.000 Euro, heißt es.

"Uns entstehen Kosten. Dieses Geld würden wir lieber im Sinne unserer Kunden für mehr Komfort und Service investieren."

Wie wird Vandalismus bestraft?

Den Begriff "Vandalismus" gibt es im Strafrecht nicht, Juristen sprechen von Sachbeschädigung entsprechend des Paragraphen 303 ff. im Strafgesetzbuch und von Gemeinschädlicher Sachbeschädigung entsprechend § 304 StGB.

Ersteres ist ein Vergehen, das mit bis zu zwei Jahren Gefängnis oder Geldstrafe bestraft werden kann, letzteres sogar mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe. Darüber hinaus kommen gegebenenfalls noch Schadensersatzansprüche auf den Täter zu, welche sich aus dem Paragraphen 823 des Bürgerlichen Gesetzbuches sowie aus §826 des Bürgerlichen Gesetzbuches ableiten.

Vielfältige Ursachen

Die Ursachen für Vandalismus sind vielfältig. Die Motive reichen von Frust über Ohnmacht und Streit bis hin zu Langeweile und Gruppeneffekten. Auch Alkohol spielt bei vielen Taten eine Rolle.

Für die Historikerin Maren Lorenz ist Vandalismus immer auch politisch motiviert, wobei dies den Täterinnen und Tätern meist nicht bewusst sei.

Die fehlende Identifikation mit dem Allgemeingut und dem Privatbesitz anderer Personen mache ein gesellschaftliches Versagen bei diesen Menschen deutlich, wie Lorenz vor einiger Zeit dem Deutschlandfunk sagte.

SWR Hörfunkbeitrag:

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