Viele Kitas bleiben am Mittwoch und Donnerstag geschlossen. Die Gewerkschaft ver.di hat kurz vor der nächsten Verhandlungsrunde zu Warnstreiks aufgerufen. Rund 500 Beschäftigte sind dem Aufruf gefolgt und mit Bussen aus dem Landkreis Heilbronn sowie aus Crailsheim, Schwäbisch Hall und Kupferzell angereist. Sie demonstrierten vor dem Schwimmbad Soleo in Heilbronn für bessere Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und mehr Lohn. Im Anschluss versammelten sich die Demonstrierenden auf dem Kiliansplatz zu einer Kundgebung. Dort sprach die Stellvertretende ver.di-Landesleiterin Hanna Binder.
Mehr Anerkennung und mehr Lohn
Die Beschäftigten im Erziehungswesen hätten die Anerkennung verdient, sagt Katharina Kaupp, ver.di-Bezirksgeschäftsführerin Heilbronn-Neckar-Franken. Die Gewerkschaft fordert mehr Lohn für Erzieherinnen und Erzieher in kommunalen Kitas, Sozialarbeiter sowie Beschäftigte in der Behindertenhilfe. Neben der höheren Eingruppierung will die Gewerkschaft in den Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern erreichen, dass auch Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel umgesetzt werden. Die Belastung im Erziehungswesen werde immer größer, so Kaupp.
"Wir erwarten, dass die Arbeitgeber sich jetzt endlich bewegen."

Erzieherinnen und Erzieher arbeiten am Limit
Viele Dinge müssten sich ändern, sagt Philipp Pless, Erzieher und einer der Demonstranten auf dem Kiliansplatz. Der Beruf müsse attraktiver werden. Das ginge nur durch die finanzielle Aufwertung. Außerdem seien die Gruppen zu groß. Eine individuelle Betreuung der Kinder sei kaum noch möglich.
"Die Anzahl der Kinder pro Erzieher ist eine Katastrophe."
Sobald ein Kollege oder eine Kollegin krank wird, sei die Arbeit kaum noch zu bewältigen, erklärt eine Demonstrantin. Ein weiteres Problem seien die Extrawünsche vieler Eltern, die oft aufgrund von Personalmangel kaum erfüllt werden können. "Oft können wir uns dann anhören, dass wir unterqualifiziert sind", moniert die Erzieherin.
Noch kein Angebot seitens der Arbeitgeber
Viele Menschen im Erziehungswesen seien sauer, sagt Katharina Kaupp von ver.di. Das zeige sich auch in der hohen Streikbeteiligung. Es sei noch immer kein Angebot seitens der Arbeitgeber vorgelegt worden. Momentan zeichne sich auch für die dritte Verhandlungsrunde, die am kommenden Montag beginnt, keine Änderung ab. Sollten die Arbeitgeber nichts tun, würden weitere Streiks folgen, so Kaupp.

Rund 130.000 Beschäftigte betroffen
In Baden-Württemberg sind rund 130.000 Beschäftigte von den Verhandlungen betroffen. Darunter auch die Behindertenhilfe sowie Kitas, die in kirchlicher Trägerschaft sind und nicht streiken können. Am Donnerstag ruft ver.die zu einem landesweiten Streiktag auf. Die zentrale Kundgebung findet in Stuttgart und Freiburg statt. Mehrere tausend Beschäftigte aus dem Erziehungswesen werden dazu mit Bussen anreisen, um den Druck auf die Arbeitgeber weiter zu erhöhen.