Rentnerin am Steuer (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance)

EU-Vorschlag: Senioren sollen ab 2024 Fahrtauglichkeit nachweisen

Unfälle mit Senioren: Heilbronner Polizei verzeichnet Höchststand

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Ines Hennings

In der Region hat es 2022 viele schwere Verkehrsunfälle mit Senioren gegeben. EU-Vorschlag: Senioren ab 70 sollen alle fünf Jahre ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen.

Noch sind es bislang nur Vorschläge, die im Verkehrsausschuss des Europaparlaments diskutiert werden. Zum Beispiel: Ab 60 Jahren soll der Führerschein nur noch für sieben Jahre gültig sein - dann solle man ihn erneuern müssen oder ab 70 Jahren solle er nur noch fünf Jahre gültig sein. Ältere Menschen sollen zudem ihre Fahrtauglichkeit regelmäßig überprüfen lassen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte sich bereits im Frühjahr gegen den Gesetzesentwurf der EU-Kommission ausgesprochen. Auch der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) steht dem Gesetzesvorhaben kritisch gegenüber. Im SWR plädierte er stattdessen für freiwillige Tests und Fahrsicherheitstrainings.

Auch ältere Heilbronnerinnen finden solche Fahrfitness-Checks gut - sie sollten aber auf alle Fälle freiwillig sein:

Verkehrsrechtsanwalt plädiert für freiwillige Fahrfitness-Checks

Auch der Heilbronner Verkehrsrechtsanwalt Dieter Roßkopf findet solche freiwilligen Fahrfitness-Checks sinnvoll. Roßkopf, der viele Jahre Vorstand des ADAC-Württemberg war, verweist hier auf Angebote des ADAC. In dem Fahrfitness-Check werden die eigenen Fahrfertigkeiten überprüft. Dies würden schon jetzt sehr viele Seniorinnen und Senioren machen, so Roßkopf. Wenn man das alles kombiniere, brauche man nach seiner festen Überzeugung keine neuen gesetzlichen Regelungen. Besser sei es, wenn sich alle freiwillig und gemeinsam für mehr Verkehrssicherheit einsetzten.

Kritisch zu sich selbst sein

Roßkopf empfiehlt, dass man sich regelmäßig informiert, ob es etwas Neues im Verkehrsrecht gibt. Auch über Neuerungen in der Fahrzeugtechnik sollte man Bescheid wissen und man solle kritisch zu sich selbst sein, seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit hinterfragen und auch überprüfen lassen.

Unterschiedlich: Unfallzahlen mit Senioren in der Region Heilbronn

Die Zahlen der Unfälle in der Region Heilbronn-Franken, an denen Seniorinnen und Senioren beteiligt sind, fallen sehr unterschiedlich aus. Sie schwankten in den vergangenen Jahren zwischen 1.555 in 2021 und 1.995 im Jahr 2019, so die Heilbronner Polizei. Im vergangenen Jahr waren in der Region an rund 1.900 Verkehrsunfällen ältere Menschen beteiligt; bei schweren Unfällen, bei denen Seniorinnen und Senioren ums Leben kamen, kommt die Heilbronner Polizei sogar auf einen Höchststand. So waren 17 von 38 im Straßenverkehr getöteten Menschen im vergangenen Jahr über 65 Jahre alt. Viele der Unfälle sind auch von Seniorinnen und Senioren selbst verursacht, so Roberto Monaci von der Heilbronner Polizei. Vor allem steigen die Unfallzahlen im Bereich der Pedelec-Unfälle.

Monaci relativiert aber diesen Negativ-Trend für dieses Jahr. Er scheine sich wohl nicht fortzusetzen. Tendenziell sei jedoch zu befürchten, dass die Zahl von schwer im Straßenverkehr verunglückten Seniorinnen und Senioren steigen wird.

Gründe

  • Demografischer Wandel: Die Menschen werden immer älter. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung nimmt die Zahl der Seniorinnen und Senioren kontinuierlich zu.
  • Mobilitätsveränderung: Mehr über 65-Jährige sind aktiv und mobil. Deshalb werden perspektivisch auch Motorrad-, Fahrrad- und Pedelec-Unfälle, aber auch Unfälle mit dem Auto zunehmen.

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