Der heilige Martin teilte seinen Mantel und half einem Bettler - in Erinnerung an diese Geschichte wollen Institutionen wie die Deutsche Kleiderstiftung das Thema Kleiderspende wieder mehr ins Bewusstsein rufen. Am 11. November steht deshalb der "Tag der Kleiderspende" an. Wenn man sich zum Beispiel im Diakonielädle in Neuenstadt am Kocher (Kreis Heilbronn) umhört, zeigt sich schnell: An der Spendenbereitschaft mangelt es nicht. Am Bedarf auch nicht. Was allerdings fehlt, sind ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
Älteste Helferin ist 89
Rund 120 Personen kaufen pro Woche im Diakonielädle in Neuenstadt ein - und dabei hat der kleine Laden nur zehn Stunden in der Woche geöffnet. Der Bedarf für längere Öffnungszeiten wäre da, dafür braucht es aber Ehrenamtliche. Von denen gibt es allerdings viel zu wenig. Das Diakonielädle gibt es seit 25 Jahren und viele Helferinnen und Helfer sind von Anfang an mit dabei. Eine Helferin ist sogar bereits 89 Jahre alt.
Insgesamt sind es rund zehn Personen, die regelmäßig jede Woche da sind. Dann gibt es noch rund ein Dutzend weitere, die etwa alle zwei Wochen oder einmal im Monat aushelfen: bei der Spendenannahme, beim Sortieren und Etikettieren oder an der Kasse. Viele von ihnen seien im Rentenalter, heißt es.

Bedarf steigt auch durch Geflüchtete
Das Spendenaufkommen sei zwar recht hoch, aber leider häufig konträr zur Jahreszeit, sagte die Leiterin des Diakonielädles, Ulrike Schönberger, dem SWR. Denn häufig würden die Leute zum Ende der Saison den Kleiderschrank ausmisten. Und so gibt es einen Berg an Kleidung für Frauen, was aber fehlt sind beispielsweise Kleidungsstücke für die jetzt anstehenden kalten Monate.
Und woran es meistens mangelt: Männerkleidung. Da sei das Spendenaufkommen deutlich geringer. Immerhin gibt es ein kleines Regal für Arbeitskleidung, das sei beispielsweise bei Erntehelfern beliebt, so Schönberger.

Besonders bei den geflüchteten Personen ist der Bedarf hoch: Viele seien nur mit der Kleidung am eigenen Leib gekommen. Besonders gefragt sei deshalb Kleidung für Kinder, aber auch Spielzeug für die Kleinen. Alle Stücke haben zwar ein Etikett mit Preis, aber in solchen Fällen gibt es auch Spielraum. Wer einen Tafelausweis hat, bekommt alles nochmals 20 Prozent günstiger, heißt es.
Nachhaltigkeit zieht auch Leute an
Es kommen aber nicht nur Bedürftige, sagt Schönberger. Manche Käuferinnen und Käufer legen ganz bewusst Wert auf Nachhaltigkeit und kaufen deswegen aus zweiter Hand oder weil manchmal auch Markenklamotten im Sortiment landen, die sonst zu teuer wären.

Dass sich diese Personen dann die besonderen Stücke aussuchen und für die Bedürftigen nichts mehr bleibt, das ist laut Schönberger nicht der Fall. Dafür sei das Spendenaufkommen einfach zu hoch und es sei immer etwas für jeden da. Dadurch könne man auch besonders hochwertige Ware anbieten und mittelmäßige Kleidung bereits aussortieren. Die gehe dann an einen Recycler für Textilien.