Die Zusammenarbeit zwischen Russland und der westlichen Welt liegt auf Eis. Eine möglichst komplette Isolierung soll den russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Einlenken bewegen. Auf der Internationalen Raumstation ISS können sich Astronauten und Kosmonauten aber einfach nicht aus dem Weg gehen. Da bekam ein Videocall des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) eine ungeahnte Aktualität.
Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klasse sowie der Raumfahrt AG des Eduard-Mörike-Gymnasiums aus Neuenstadt (Kreis Heilbronn) nehmen am Wettbewerb des DLR "Beschützer der Erde" teil. Deshalb durften sie von der Experimenta in Heilbronn aus dem deutschen Astronauten Matthias Maurer Fragen stellen, denn der ist Botschafter des Wettbewerbs.
Die Fragen drehten sich um das Leben auf der ISS, die Gesundheit und Sicherheit der Astronauten. Beispielsweise, ob im Krankheitsfall auf der Station auch operiert werden könnte. Schülerin Laura Tätzel wollte wissen, was mit Maurer passieren würde, wenn bei einem Außeneinsatz die Sicherheitsleinen reißen.
Geduldig und mit viel Humor beantwortete der Saarländer aus dem All rund 20 Minuten lang alle Fragen, berichtete vom Raketenrucksack, mit dem er sich im schlimmsten Fall bei einem Außeneinsatz noch retten kann. Er schilderte, dass die Mannschaft in ihrer Freizeit auch mal Aufräumen muss oder wie man schwebende Gegenstände wiederfindet.

Krieg in der Ukraine lieber nicht thematisieren
Beim Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum hatte man überlegt, die Veranstaltung komplett abzusagen. Schließlich arbeiten an Bord der ISS westliche Astronauten mit zwei russischen Kollegen. Auf einen angedachten LiveStream ins Internet wurde vorsichtshalber verzichtet, heißt es.
Moderator der Veranstaltung Reinhold Ewald war selbst im All, damals noch auf der Mir. Der Professor für Physik in Stuttgart spricht den Konflikt und die Sanktionen nur indirekt in seinem Vortrag während der Veranstaltung an. "Momentan sind wir bei der Fragestellung, was wird von wem zugeliefert und auf was kann man sich noch verlassen", so Ewald. Er hofft, dass alle Seiten weiter an einem Strang ziehen. Auf der Station selbst laufe der Betrieb fast normal weiter:
"Sicherlich - die Briefe oder die Gespräche mit Zuhause werden einen anderen Charakter haben, aber insgesamt ist es, glaube ich, weiter so, dass das Flugprogramm auch von der Mannschaft da oben weiter gemeinschaftlich angegangen und gemeinschaftlich erledigt wird."
Möglicher Außeneinsatz für Maurer
Matthias Maurer wird voraussichtlich am 22. April auf die Erde zurückkehren. Möglicherweise steht ihm am 23. März noch ein Außeneinsatz bevor. Auf der Mission Cosmic Kiss sind 150 Experimente vorgesehen, davon 36 deutsche. Zum Beispiel geht es um die Frage, wie Beton klimafreundlicher hergestellt werden könnte.
Der Wettbewerb des DLR "Beschützer der Erde" läuft noch eine Weile, am 22. Juni ist in der Heilbronner Experimente eine große Abschlussfeier geplant. Vielleicht sind ja die Neuenstadter Schülerinnen und Schüler dann als Sieger wieder mit dabei.
