Ein Rollstuhl steht in einem Klassenraum (Symbolbild). (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Maurizio Gambarini)

Schlechte Aussichten für Kinder mit Handicap

Förderschulen in Heilbronn-Franken fehlen Lehrkräfte

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An den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren in Heilbronn herrscht Mangel an Lehrkräften. Die Prognose der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ist düster.

An mehreren sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) in Heilbronn-Franken fehlen wohl Lehrkräfte. In Heilbronn, Lauffen und in Neckarsulm (beides Kreis Heilbronn) sei die Situation angespannt, sagte Harald Schröder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Heilbronn dem SWR. Das sei angesichts der Handicaps der Kinder echt schwierig: zum einen was die Förderung der Kinder angehe, aber auch für die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten.

Leidtragende seien Kinder und Lehrkräfte gleichermaßen. Die Förderung von Menschen mit Handicap sei nicht so gut, wie sie sein sollte. Auch könne an manchen Nachmittagen kein Unterricht mehr stattfinden, stattdessen werde nur noch beaufsichtigt, so Schröder.

Gewerkschaft: "Lehrer können über Stunden nicht auf die Toilette"

Besonders dramatisch sei die Situation an den Schulen für Geistige Entwicklung (GENT) und Körperlich-Motorische Entwicklung (KMENT), so Harald Schröder von der GEW. Dort seien die Lehrerinnen und Lehrer teilweise längere Zeit alleine in den Klassen, was wegen der Handicaps der Kinder sehr herausfordernd sei.

In manchen Situationen könnten die Lehrkräfte den Klassenraum über Stunden nicht verlassen, da sie die ganze Zeit für die Schülerinnen und Schüler da sein müssten, schildert Schröder.

Land soll Quereinsteiger fortbilden

An vielen SBBZ könne die Situation nur noch so gehandhabt werden, dass inzwischen viele Personen ohne Lehramtsausbildung eingesetzt werden, so Schröder. Diese Entlastung sei auf der einen Seite willkommen, andererseits müssten die Fachkräfte die Anleitung der Quereinsteiger zusätzlich stemmen. Deshalb sei es wichtig, dass das Land ein qualifiziertes Fortbildungsangebot für die Quereinsteiger schaffe. Diese Qualifizierung könne nicht weiter auf dem Rücken der ohnehin schon überlasteten Sonderpädagogen geschehen.

Mehr Studienplätze für Sonderpädagogik

Die Gewerkschaft GEW fordert das Kultusministerium auf, mehr Studienplätze im sonderpädagogischen Bereich zu schaffen, sagte Harald Schröder dem SWR. Der neu geschaffene Studiengang an der Pädagogischen Hochschule Freiburg sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch immerhin bilde Baden-Württemberg Sonderpädagogen aus, es gebe Bundesländer, die dies gar nicht machen, so Schröder.

Ein Weg könnte zudem sein, den Numerus Clausus (NC) auf das Fach abzusenken, um mehr Bewerberinnen und Bewerber für die Studiengänge zu bekommen, schlägt Schröder vor.

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