Prozess Boxberg (Foto: SWR)

Schüsse auf Polizisten

Mutmaßlicher "Reichsbürger" aus Boxberg: Bekannte sprechen von "Überfall" des SEK

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Im Prozess um einen mutmaßlichen "Reichsbürger" aus Boxberg-Bobstadt haben Bekannte des Angeklagten ausgesagt und dabei ebenfalls "Reichsbürger"-Thesen geäußert.

Vor dem Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart haben am Mittwoch der Vermieter und Bekannte des angeklagten mutmaßlichen "Reichsbürgers" Ingo K. aus Boxberg-Bobstadt (Main-Tauber-Kreis) ausgesagt. Die Bekannten sollen ebenfalls zur "Reichsbürger"-Szene gehören und mit Ingo K. einen sogenannten "Selbstverwaltungsbauernhof" betrieben haben, wie es in der Anklageschrift heißt. Auch gegen die Bekannten wird derzeit ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe prüft mögliche Verstöße gegen das Waffen- und Kriegswaffengesetz.

Bekannte spricht von "Überfall"

Die Frau des Vermieters nannte den SEK-Einsatz in ihrer Zeugenaussage einen "Überfall". Sie behauptete, sie habe im Laufe des Einsatzes beobachtet, wie ein Polizist das Wohnhaus in Brand gesetzt habe. Erst in der vergangenen Woche hatte ein Sachverständiger im Prozess berichtet, dass eine Nebelgranate, die von der Polizei geworfen wurde, um den SEK-Beamten den Rückzug vom Haus zu ermöglichen, möglicherweise die Ursache für einen Brand gewesen sei.

Vermieter äußert "Reichsbürger"-Thesen

Der Vermieter des Angeklagten äußerte im Rahmen seiner Vernehmung mehrfach "Reichsbürger"-Thesen und stellte fest, dass Ingo K. ähnliche Überzeugungen habe. In der Vergangenheit hatte der Angeklagte geäußert, er habe derartige Thesen nur scherzhaft geäußert. Mit Aussagen über die Schüsse und Waffen blieben die Mitbewohner des sogenannten "Selbstverwaltungsbauernhofes" zurückhaltend. Der Vermieter vermutete, Ingo K. habe wohl "aus Selbstschutz zurückgeschossen".

Angeklagter soll versucht haben, Polizisten zu erschießen

Der 55-jährige Ingo K. ist von der Bundesanwaltschaft unter anderem wegen mehrfachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Er soll im April 2022 durch den Rollladen seiner Mietwohnung mit einem Schnellfeuergewehr auf 14 Beamte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei geschossen haben. Die Einsatzkräfte wollten ihm eine Pistole abnehmen. Der Kampfsport-Trainer ist wegen Gewaltdelikten vorbestraft

Boxberg

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Ein Polizist erlitt dabei Schussverletzungen an beiden Beinen, ein weiterer Beamter wurde leicht verletzt. Die Waffenbehörde hatte die Erlaubnis für die Pistole widerrufen, der Angeklagte gab seine Waffe aber nicht ab.

Polizei findet Waffenlager - Bundesanwaltschaft übernimmt den Fall

Im Zuge des Einsatzes brach in dem Haus ein Feuer aus. In dem ausgebrannten Gebäude fanden Ermittler später weitere Schusswaffen, darunter Maschinenpistolen und mehr als 5.000 Schuss Munition.

Pressekonferenz Polizei Heilbronn (Foto: SWR, Simon Bendel)
Bei einer Durchsuchung des abgebrannten Gebäudes entdeckte die Polizei unter anderem zahlreiche Schusswaffen.

Wegen der besonderen politischen Bedeutung des Falles hatte die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Der Prozess läuft seit Anfang April, es sind Verhandlungstermine bis in den Herbst hinein angesetzt.

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