Am Mittwoch hat vor der Heilbronner Schwurgerichtskammer ein Prozess gegen einen 35-Jährigen begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Künstler insgesamt sieben Taten vor, darunter zwei Brandanschläge auf den soziokulturellen Club Alpha 60 in Schwäbisch Hall. Dort hatte der Angeklagte früher seine Galerie. Außerdem soll er im vergangenen Jahr in einem Gebäude mit Wohnungen und Gewerbe in der Schwäbisch Haller Innenstadt giftiges Chlorgas freigesetzt haben. Oberstaatsanwalt Harald Lustig nennt Rache als Motiv des Mannes. Die Anschläge sollen seiner Ex-Frau sowie deren ehemaliger Anwältin gegolten haben, die durch das Gas Reizungen erlitt.
Verteidigung: Angeklagter möglicherweise vermindert schuldfähig
Am ersten Prozesstag am Mittwochvormittag reichte die Verteidigung kurz nach Prozessstart zwei Anträge wegen Befangenheit ein. Einer galt einer Richterin, der zweite dem Sachverständigen. Die Anträge der Verteidigung werden nun geprüft.
Außerdem kündigte Verteidiger Thomas Seifert an, dass er ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben habe. Der Sachverständige habe sich mit seinem Mandanten bereits drei Stunden in der JVA befasst. Es gebe erhebliche Anhaltspunkte, dass aufgrund einer psychischen Erkrankung eine verminderte Schuldfähigkeit vorliege, so Seifert.
"Vom Anklagevorwurf her gibt es wirklich eine objektive Beweislage, die gegen den Angeklagten spricht, muss man offen sagen. Aber zur Verurteilung gehört nicht nur die objektive Beweislage, sondern auch die subjektive Verantwortlichkeit - und da muss unbedingt bei der Vorgeschichte nachgeschaut werden."
Mögliches Motiv ist Rache
Der angeklagte Künstler soll mehrfach versucht haben, Feuer im Club Alpha zu legen. Die Verantwortlichen hatten ihm gekündigt, da er dort nicht nur seine Galerie hatte, sondern zeitweise auch illegal gewohnt haben soll. Zudem soll der Mann versucht haben, sich an seiner Ex-Frau und deren Anwältin zu rächen.
Staatsanwaltschaft listet mehrere Anklagepunkte auf Mordversuch-Anklage nach Giftgas-Anschlag in Schwäbisch Hall
Die Staatsanwaltschaft Schwäbisch Hall klagt vor dem Landgericht Heilbronn gegen einen 34-jährigen Mann wegen versuchten Mordes.
Vergiftetes Weihnachtspaket an Schwiegermutter
Außerdem soll der Angeklagte seiner ehemaligen Schwiegermutter ein Weihnachtspaket geschickt haben, in dem eine Flasche mit vergiftetem Inhalt war. Nur der Zufall und die "stümperhafte" Tatausführung hätten Schlimmeres verhindert, so die Staatsanwaltschaft.

DNA-Spuren führten zum Angeklagten
Auf die Spur waren die Ermittler dem Mann gekommen, weil er sich beim Einwurf einer Fensterscheibe verletzt habe, heißt es. So habe DNA gesichert werden können. Bei einer Wohnungsdurchsuchung seien zudem Chemikalien gefunden worden.
Der erste Prozesstag ist bereits beendet. Insgesamt sind acht Verhandlungstage angesetzt, es werden wohl aber mehr. 35 Zeugen und zwei Sachverständige sind geladen.