In mehreren Städten wie Berlin und Stuttgart ist es in den vergangen Tagen zu pro-russischen Autokorsos gekommen. Die Veranstaltungen hatten angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine für Empörung gesorgt. "Gegen Hetze und Diskriminierung der russischsprachigen Bevölkerung" war das Motto unter dem auch in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) ein Korso angemeldet wurde. Dieser kam jedoch nicht zustande.
Eppinger Autorin ärgert sich über pro-russische Autokorsos
Katharina Martin-Virolainen ist eine Autoin und Kulturschaffende aus Eppingen (Kreis Heilbronn) mit russischen Wurzeln. Sie ärgert sich über die Autokorsos. Es sei kein passender Weg um ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen.
Besonders in Berlin kam es zu mehreren Zwischenfällen. Auch das Z-Symbol wurde nach Angaben von Berlins Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) gezeigt, das häufig auf Panzern und Uniformen russischer Truppen zu sehen ist. Dennoch sollen sich die Veranstaltungen hauptsächlich gegen Hetze und Diskriminierung der russischsprachigen Bevölkerung richten.
Diskriminierung eher Einzelfälle
Die Autorin ist in Deutschland gut vernetzt. Unter ihren Bekannten gab es bislang aber kaum jemanden, der Opfer von russischer oder russlanddeutscher Anfeindung wurde. Trotzdem habe es bereits Fälle gegeben, in denen russischsprachige Menschen wegen Diskriminierung die Polizei einschalten mussten, sagt Katharina Martin-Virolainin. Dies seien jedoch Einzelfälle. Dennoch müsse man jedem Fall nachgehen.
Fake News schüren Ängste
In der russlanddeutschen Community kursieren viele Fake News, berichtet Martin-Virolainen. Besonders Foren und Chat-Gruppen würden oftmals falsche Meldungen transportieren. Dies sei gefährlich.
Die Falschmeldungen würden selten hinterfragt und gezielt eingesetzt, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen. Die Folge seien beispielsweise die Autokorsos in Berlin oder Stuttgart.
Ländliche Region stärker im Austausch
Die Autorin mit russischen Wurzeln war froh über die Absage der geplanten Autokorsos in Neckarsulm und Heilbronn. Sie erlebt selbst, dass es im ländlichen Raum häufiger zum Austausch kommt, als in Großstädten. Darin sieht sie einen Grund, warum die Region weniger betroffen ist und plädiert dafür, weiterhin offen für Gespräche zu bleiben.
Integration als wichtiges Thema
Nicht nur als Autorin engagiert sich Katharina Martin-Virolainen für das Thema Integration. Die 36-Jährige hat außerdem in Eppingen das Russlanddeutsche Kinder- und Jugendtheater ins Leben gerufen. Ziel ist es, über die Geschichte der Russlanddeutschen aufzuklären.