In Neckarsulm (Kreis Heilbronn) hat das Regierungspräsidium Stuttgart elf Varianten zu einem möglichen B27-Ausbau vorgestellt. Für Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Steffen Hertwig (SPD) kommt nur ein vierspuriger, etwa ein Kilometer langer Tunnel etwas abseits der bisherigen Strecke infrage.
Damit würde der Durchgangsverkehr vollständig im Tunnel verschwinden. Der bisherige B27-Abschnitt könnte von einer Bundesstraße herabgestuft, verkleinert und zum Beispiel mit Radweg ausgestattet werden, so Hertwig. Wohngebäude müssten für diese Tunnellösung nicht weichen. Die reinen Investitionskosten werden auf gut 190 Millionen Euro veranschlagt.
Keine Entscheidung am Donnerstag im Gemeinderat
Der Ausbau der B27 ist Sache des Bundes. Dieser hat das Land per Gesetz beauftragt, den Ausbau bis 2023 umzusetzen bzw. zu beginnen. Die Stadt wird im Planungsverfahren aber als Träger öffentlicher Belange gehört. Bisher waren die Fraktionen im Gemeinderat recht unterschiedlicher Ansicht. "Es wäre natürlich ein gutes Zeichen, wenn die Stadt mit einer Stimme spricht", so Hertwig. Doch dafür müsse er noch viel Überzeugungsarbeit leisten.
Die Stadt Neckarsulm rechnet in den kommenden Jahren mit deutlich mehr Durchgangsverkehr. Zurzeit sind es über die B27 42.000 Fahrzeuge am Tag. Bis 2030 könnten es laut Stadt über 60.000 sein. Mit ein Grund sind die neuen Bau- und Gewerbegebiete der benachbarten Kommunen. Zum Beispiel der IT-Campus der Schwarz-Gruppe in Bad Friedrichshall oder die Lidl Deutschlandzentrale in Bad Wimpfen.
Kosten: Schätzungen reichen von 60 bis 190 Millionen Euro
Insgesamt hat das Regierungspräsidium in der Machbarkeitsstudie elf Varianten vorgeschlagen. Diese sind in drei Gruppen unterteilt: Ausbau der B27 an der bestehenden Trasse - Kosten circa 90 Millionen Euro (Gruppe A), Tunnel abseits der bestehenden Trasse - Kosten 190 Millionen Euro (Gruppe B) und Tunnel an der bestehenden Trasse - Kosten 120 bis 160 Millionen Euro (Gruppe C). Von den elf Varianten sollen acht in die weitere Planung einfließen. Bei den Kosten sind die Grundstückserwerbe und Entschädigungen nicht mit eingerechnet, sodass die Varianten der Gruppen A und C durchaus noch teurer werden könnten, sagte Bürgermeisterin Suzanne Mösel dem SWR.
Die Variante B1 "Hungerbergtunnel" im Detail
Die von der Stadtverwaltung favorisierte Variante (B1) schwenkt an der Sulmtalbrücke in östliche Richtung ab und führt durch zwei Tunnelröhren unter dem Hungerberg hindurch. Im Norden mündet die Trasse in den Amorbachknoten und bindet wieder an die B27 in Richtung Bad Friedrichshall an.