Nun hat der Angeklagte vor dem Heilbronner Landgericht die Taten weitgehend eingeräumt. Das teilte der Verteidiger des Mannes mit. Der Prozess ist teilweise nichtöffentlich.
Der Pädagoge steht seit Dienstag vor dem Heilbronner Landgericht. Bereits kurz nach Prozessauftakt wurde die Verhandlung zeitweise unterbrochen. Die Verteidigung beantragte, die Anklage und die Aussagen des Angeklagten nichtöffentlich zu behandeln. Damit setzte sie sich zum Teil durch. Der Richter will im Einzelfall entscheiden: Zwar hat das Gericht ein großes öffentliches Interesse anerkannt, Aussagen zur Tat sollen jedoch nichtöffentlich stattfinden, auch zum Schutz der mutmaßlichen Opfer.
Der im Jahr 1957 geborene Mann soll 2014 ein damals etwa achtjähriges Mädchen missbraucht haben. Laut Anklage habe er es in seinem Haus in Schwäbisch Hall, während es schlief, ausgezogen und sexuell berührt.
Vorwurf: Sexueller Missbrauch und Besitz von Kinderpornographie
Zwei Jahre später, im Jahr 2016, soll er außerdem im Landschulheim in Waldenburg (Hohenlohekreis) eine damals Zehnjährige missbraucht haben. Auch sie habe zunächst geschlafen. Beide mutmaßlichen Opfer sind im Prozess Nebenklägerinnen. Zudem wird dem Angeklagten der Besitz von Kinderpornographie vorgeworfen.
Die mutmaßlichen Taten wurden im Sommer vergangenen Jahres bekannt, nachdem sich eines der Mädchen einem Sozialarbeiter anvertraut hatte. Angeklagt ist der Pädagoge wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern. Er sitzt nach einer Hausdurchsuchung seit August wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft.

Der Angeklagte war ein beliebter Lehrer einer Waldorfschule in Schwäbisch Hall. In der Untersuchungshaft habe er viele Briefe auch von Schülern bekommen, so der Angeklagte. Vor Gericht hat er bei seiner Aussage zur Person einen Vortrag über sich gehalten. Über seine Zeit als Lehrer meinte er, "ich war voller Freude".
Fassungslosigkeit und Betroffenheit in Schwäbisch Hall
Der mutmaßliche Missbrauch schlug in Schwäbisch Hall hohe Wellen: Die Menschen in der Stadt konnten kaum fassen, was der damalige Pädagoge den zwei Schülerinnen angetan haben soll. Eltern zeigten sich geschockt: "Man ist fassungslos", so eine Mutter. Fabian Stoermer, Schulleiter der Freien Waldorfschule Schwäbisch Hall, sagte im Januar im SWR: "Es gibt auch Freude und Zuversicht bei den Schülerinnen und Schülern. Und gleichzeitig sind wir schon alle beschwert und sehr betroffen."
Fachberatungsstelle und mehr Schutz für Schülerinnen und Schüler
In der Folge des mutmaßlichen Missbrauchs richtete der Landkreis Schwäbisch Hall eine Fachberatungsstelle gegen sexuelle Gewalt ein. Auch die Schule wollte sich dem Thema offen stellen: Externe Hilfe wurde in die Bildungseinrichtung geholt. Gleichzeitig wurde ein Prozess angestoßen, um Strukturen zu entwickeln, die künftig Schülerinnen und Schülern mehr Schutz bieten sollen.