Mehrere Politiker haben auf SWR-Anfrage auf die Sorge um die Migrationsberatungen reagiert. Wohlfahrtsverbände haben Alarm geschlagen, dass diese im kommenden Haushalt eingekürzt werden könnte. Beispielsweise das Rote Kreuz in Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) zeigte sich von den befürchteten Kürzungen alarmiert.
SPD- und FDP-Abgeordnete äußern sich
Michael Link, Bundestagsabgeordneter der FDP aus Heilbronn sagt, sich die Kürzungen genau anschauen zu wollen. Gleichzeitig begrüßt er, dass der Etat für Migration und Integration insgesamt steige.
Der für die SPD für das Thema in Baden-Württemberg verantwortliche Bundestagsabgeordnete Martin Gerster verweist ebenfalls darauf. Integrationskurse würden zum Beispiel ausgebaut, die oft von Wohlfahrtsverbänden organisiert werden. Die Migrationsberatung sei wichtig, allerdings gebe es nächstes Jahr weniger Spielraum im Haushalt, so Gerster.
Sorge bei Wohlfahrtsverbänden vor Kürzungen
Die Migrationsberatungsstellen der Stadt- und Landkreise, wie im Main-Tauber-Kreis, hatten bei einem Aktionstag am Mittwoch auf Kürzungen durch den neuen Bundeshaushalt 2024 hingewiesen. Dadurch könnte die Integration von Zuwanderern erschwert werden. Der Leiter der Stelle in Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) Felix Müller erläutert, ihre Beratung helfe zum Beispiel vielen Zuwanderern, Ausbildungsplätze zu finden und sich auf die Behördengänge vorzubereiten.
Praktische Hilfe, wenn Zugewanderten die Orientierung fehlt
Beispielsweise konnte die Tauberbischofsheimer Beratungsstelle einer Frau aus dem Irak mehrere Praktika vermitteln. Dadurch fing sie letztlich eine Ausbildung zur Erzieherin an. Die Beratungsstelle sei auch oft Ansprechpartner für Behörden, da hier praktischer geholfen werden könne oder ist Ansprechpartner für Asylhelferkreise.
Expertenwissen zu Migration könnte verloren gehen
Konkret könnte das Projekt "JMD Respect Coaches" in Tauberbischofsheim eingestellt werden. Hier werden junge Menschen in der Schule gegen politischen und religiösen Extremismus sensibilisiert. Felix Müller befürchtet, dass die Expertise seiner Mitarbeitenden verloren geht, wenn nun Stellen eingespart werden müssen. Dabei sehe er, dass viele ankommenden Menschen Unterstützung bräuchten. Man reiße die Strukturen auseinander, die dann für die Programme verloren seien, so Müller.
"Ich sehe das Problem auf uns zukommen, dass wahnsinnig viele Menschen hier sind, die Unterstützung brauchen beim Ankommen, dass wir aber gerade Strukturen auseinanderreißen, die dann für diese Programme verloren sind."
Kürzungen im Bundeshaushalt 2024
Das Geld dafür soll um bis zu 30 Prozent gekürzt werden - das sieht der Entwurf des Bundeshaushalts im nächsten Jahr vor, wie mehrere Wohlfahrtsverbände mitteilen. In der Region Heilbronn-Franken betreiben zum Beispiel auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Caritas oder die Diakonie solche Beratungsstellen.
Das Deutsche Rote Kreuz in Tauberbischofsheim hat deshalb auch die Bundestagsabgeordneten Nina Warken (CDU), Kevin Leiser (SPD) und Sebastian Schäfer (Grüne) angesprochen. Diese sollen zugesagt haben, sich gegen die Kürzungen einzusetzen.