Wenn Papst Leo XIV. am Sonntag in Rom offiziell in sein Amt eingesetzt wird, dann verfolgen auch in Messelhausen, einem Stadtteil von Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis), vermutlich viele die Zeremonie vor dem Fernseher. Denn: "Messelhausen ist Papst", sagt Pater Christoph Weberbauer. Er hat Robert Francis Prevost in dem kleinen 300 Seelen-Dorf kennengelernt.
Mehrmals hat der 83 Jahre alte Augustiner-Pater den US-Amerikaner Prevost getroffen. Noch kann er es nicht richtig fassen, dass aus "Bob", wie er ihn nennt, jetzt der neue Papst Leo XIV. wurde.
Zweimal war der neue Papst in Messelhausen
Gleich zweimal, 2007 und 2011, war Prevost im Messelhäuser Augustinerkloster und hat dort das mehrtägige Provinzkapitel geleitet, also eine Generalversammlung des Ordens. Pater Christoph, früherer Prior des Klosters, fand den US-Amerikaner sehr sympathisch und brüderlich, "ein schlichter, einfacher Mann, in der Aussage kraftvoll und klar."
Für den obersten Vertreter des Ordens aus Rom war in Messelhausen das beste Zimmer reserviert: die einzige Suite im Haus. Der Pater zeigt auf das Obergeschoss des prächtigen Barockbaus, das inzwischen nicht mehr als Kloster, sondern als "Wohnanlage im Schloss" genutzt wird.
Es war für uns selbstverständlich, dass wir ihn Bob nannten.
Auf seinem Smartphone hat Pater Christoph noch Fotos von gemeinsamen Begegnungen mit Prevost gespeichert. Arm in Arm stehen "Bob" und er vor der Basilika im italienischen Wallfahrtsort Cascia. Zufällig - wobei der Pater nicht an Zufälle glaubt - hatten sie sich dort bei einer Pilgerreise getroffen.
Leo XIV. bei der Einweihung des Augustinuswegs
Und auch von der Einweihung des Augustinuswegs in Messelhausen 2007 gibt es ein Foto mit Prevost. "Er ist den ganzen Weg mitgegangen und war sehr angetan", sagt der Augustiner-Pater. Der Rundweg, der mehrere Ortschaften verbindet, werde zwar ohnehin gut angenommen, aber möglicherweise gebe es eine neue Begeisterung. Jetzt, wo alle wüssten, dass der Papst genau dort unterwegs war.
Bei der Einweihung damals war auch Matthias Spinner, einst zweiter Vorsitzender des Fördervereins Augustinerkloster Messelhausen, dabei. Dass er dem heutigen Papst so nahe war, bewege ihn schon. Aber er gibt ehrlich zu: So richtig erinnern könne er sich nicht mehr an ihn.
Der oberste Ordensvertreter aus Rom habe sich "ganz menschlich" gegeben und in der Gruppe der vielen Priore und Vertreter der Augustinerklöster nicht im Mittelpunkt stehen wollen, vermutet Spinner. Vielleicht sei Prevost ihm deshalb nicht besonders aufgefallen. Hätte er jedoch geahnt, dass dieser Mann einmal Papst werden würde, "dann hätte ich da schon ein stärkeres Auge drauf geworfen", fügt er schmunzelnd hinzu.
Regionale Küche für den heutigen Papst
Ähnlich geht es Christa Sack. Sie war mehr als zwei Jahrzehnte und zuletzt als Küchenchefin für die Verpflegung im Kloster zuständig. Was sie dem heutigen Papst damals aufgetischt hat? "Ich weiß es nicht mehr", winkt sie ab. Aber vermutlich sei es was regionales, tauberfränkisches gewesen.

Im kleinen Messelhausen, dem vielleicht kleinsten Papstdorf im Land, ist der Besuch von Robert Francis Prevost natürlich großes Thema. Die ehemalige Klosteranlage mit dem weitläufigen Park sei für die Einheimischen jetzt noch viel besonderer, ist Ortsvorsteherin Barbara Seelis überzeugt. Mehr noch: Als einer der kleinsten Stadtteile von Lauda-Königshofen "gewinnen wir jetzt nochmal an Bedeutung."
"Berührt" von erster Papst-Ansprache
Pater Christoph, der heute im gut 30 Kilometer entfernten Augustinerkloster Würzburg lebt, ist immer noch gerührt, dass ein Ordensbruder plötzlich auf dem Balkon des Petersdoms steht. Mehrmals schon habe er sich dessen erste Worte angehört, weil sie ihn so bewegt und berührt hätten. Er setzt große Hoffnungen in den neuen Papst, "dass er die augustinische Botschaft verkündet, dass er jedem und jeder vermittelt, du bist kostbar - über alle Religionen und Konfessionen hinweg."
Historisch ist die Papstwahl ohnehin: Zum ersten Mal in der Geschichte leitet ein Mitglied des kleinen Augustinerordens die Weltkirche. "Bob ist jetzt Papst", sagt Pater Christoph. Dass er "nicht weiß Gott wie abgehoben ist", berühre ihn am stärksten. Für ihn bleibt er Ordensbruder - kennengelernt im kleinen Messelhausen.