Leere Alkoholflaschen und Trinkbecher am Eckensee im Stuttgart (Foto: SWR)

Zum ersten Mal seit Corona wieder Testkäufe im Main-Tauber-Kreis

Mehr Verstöße: Jugendliche kommen zu leicht an Schnaps

Stand

Im Main-Tauber-Kreis kommen Jugendliche oft zu leicht an hochprozentigen Alkohol. Bei Testkäufen musste laut Landratsamt jeder zweite Testkauf beanstandet werden.

Nachdem es in den vergangenen zwei Jahren wegen Corona keine Alkoholtestkäufe gab, schickte das Jugendamt des Main-Tauber-Kreises jetzt wieder seine Testkäufer los - und das mit fragwürdigem Erfolg: In insgesamt 30 von 58 Fällen Fällen gelang es den Jugendlichen, das für sie verbotene branntweinhaltige Getränk zu kaufen. In 13 Fällen wurde der Ausweis der Testkäuferinnen und -käufer zuvor eingesehen und überprüft und dennoch der Alkohol verkauft. 

Verkauf trotz Ausweiskontrolle

Damit stieg die Beanstandungsquote auf 52 Prozent. Die Kassiererinnen und Kassierer wurden anschließend im Beisein der Filialleitung in einem Gespräch über den kurz zuvor durchgeführten Testkauf informiert.

Im Falle des Bestehens eines Testkaufs erhielt das betroffene Verkaufspersonal eine schriftliche Belobigung durch das Polizeipräsidium Heilbronn, heißt es in der Mitteilung des Landratsamts in Tauberbischofsheim.

Die Lallers: Alkohol ist 2018 kein Doping mehr (Foto: SWR)
Jugendliche kommen offenbar zu leicht an Hochprozentiges (Symbolbild)

Bußgelder von bis zu 2.000 Euro

Die Kassiererinnen und Kassierer, welche an die jugendlichen Testkäuferinnen und -käufer das branntweinhaltige Getränk abgegeben haben, erwartet dagegen eine Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz. Dafür können Bußgelder bis zu einer Höhe von 2.000 Euro verhängt werden.

Die Alkoholtestkäufe wurden von 16- und 17-jährigen Auszubildenden des Landkreises gemacht. Sie wurden währenddessen ständig durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes sowie der Polizei beaufsichtigt.

Nach Corona wieder mehr Fälle befürchtet

Nach dem Abflachen der Corona-Pandemie und der Rücknahme der Auflagen, die Festveranstaltungen wieder möglich machen, befürchten Mitarbeitende der Suchtberatungsstellen und in der Prävention Tätige für diesen Sommer zahlreiche Fälle alkoholisierter Jugendlicher.

Dafür spreche die Quote der festgestellten Verstöße bei den Testkäufen von über 50 Prozent, so Alexander Koch vom Jugendamt Main-Tauber-Kreis. "Sie verdeutlicht die Notwendigkeit, auf die Problematik und die Verantwortung der Gesellschaft hinzuweisen."

Leere Alkoholflaschen liegen in einem Container. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Martin Gerten)
Die Qute der Verstöße bei Alkoholtestkäufen im Main-Tauber-Kreis ist deutlich gestiegen (Symbolbild)

Es sei deshalb weiterhin erklärtes Ziel des Jugendamtes und der Polizei, verstärkt Kontrollen im Main-Tauber-Kreis vorzunehmen, um das Problembewusstsein zu erhöhen.

Trotz Rückgang Zahlen zu hoch

Die zuletzt veröffentlichen Vergleichszahlen in Baden-Württemberg für das Jahr 2020 verzeichneten für den Main-Tauber-Kreis laut Landratsamt einen leichten Rückgang. Dennoch sei die Zahl von Jugendlichen unter 18 Jahren, die nach dem Genuss von – für sie nicht erlaubten – branntweinhaltigen Getränken in alkoholisiertem oder völlig betrunkenem Zustand in den Krankenhäusern eingeliefert werden, nach wie vor zu hoch.

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