Es brodelt in Obersulm und Löwenstein: Da werden die Forderungen immer lauter, den Breitenauer See endlich wieder zu öffnen. Doch die Forderungen verhallen scheinbar ungehört. Denn die Verantwortlichen an den Verwaltungsspitzen sind nicht erreichbar.
Wäre ein Badebetrieb am See überhaupt kontrollierbar? Auf SWR-Anfrage bezeichnet sich das Innenministerium des Landes als nicht zuständig und verweist ans Sozialministerium. Das Sozialministerium verweist an die örtliche Polizeibehörde, also die Kommunen Löwenstein und Obersulm. Nur: Löwensteins Bürgermeister ist im Urlaub bis zum Monatsende. Obersulms Bürgermeister ist krank, sein Stellvertreter hat Urlaub bis in den September hinein. Reinhold Gall protestiert.
Entscheidungen müssen getroffen werden
Der Unmut der Bürger werde lauter, während ausgerechnet jetzt die Entscheidungsträger über Wochen weg sind, kritisiert Gall, selbst Obersulmer, im SWR. Offensichtlich ist auch der Landrat im Urlaub.
"Aber das kann unter dem Strich ja nicht bedeuten, dass keine Entscheidungen getroffen werden. Die Urlaubsziele können ja im Moment nicht so weit entfernt sein. Und das ist jedenfalls für mich kein Grund zu akzeptieren, dass über Wochen und Monate nichts passiert."
Still ruht der See derweil: Polizeiabsperrbänder entlang der Wege und Wiesen und das bei der Hitze der vergangenen Tage und Wochen. Baden, liegen, sitzen – alles verboten, weil der See an einem Wochenende überfüllt war. Und warum war er überfüllt? Anwohnerin Angelika Radke wirft den Ordnungskräften vor, nicht rechtzeitig eingeschritten zu sein.
"Als ich an diesem Sonntag heimgeradelt bin, haben sie sogar auf dem Radweg noch Leute reingelassen. Ich verstehe nicht, warum man nicht viel früher abgeriegelt hat. Auch mein Radweg war zu. Ich bin mit dem Fahrrad fast nicht durchgekommen. Ein kleines Mädchen ist von Fahrrad gefallen vor Schreck, weil ihr plötzlich auf dem Radweg Autos entgegenkamen."
Ralf Vogler ist Touristikprofessor an der Hochschule Heilbronn. Für ihn ist der Breitenauer See ein einmaliger Fall. Komplette Schließungen von Badeseen seien ihm nicht bekannt. Vermehrte Kontrollen an Küsten und Seen zum Beispiel in Bayern, das kenne man in Corona-Zeiten, aber einen Badesee ganz dicht zu machen, sei ungewöhnlich.

Gall kritisiert starres Festhalten am Badeverbot
Die Vollsperrung des Breitenauer Sees bei Obersulm und das Badeverbot bis Ende Oktober haben auch den SPD-Landtagsabgeordnete und ehemaligen baden-württembergischen Innenminister Reinhold Gall auf den Plan gerufen. Das starre Festhalten am Badeverbot hält Gall für falsch und sei zu kurz gedacht. Es sei Zeit für eine Diskussion über ein neues Konzept, so Gall. Ein stark eingeschränkter Betrieb sei auch am Breitenauer See möglich - Vorschläge gebe es genug.
Anwohnerin Angelika Radke würde gerne etwas gegen Badeverbot und Sperrung unternehmen, wenn es sein muss, auch demonstrieren.
"Aber ich habe die Befürchtung, dass wir nicht ernst genommen werden."

Die Behörden hatten das Badeverbot verhängt, nachdem der Breitenauer See an einem Wochenende völlig überfüllt war. Die Corona-Regeln seien dabei nicht eingehalten worden, hieß es. Das Verbot soll während der ganzen Saison bis Ende Oktober gelten.