Sport AG in der Grünewaldschule (Foto: SWR)

Kinder in Baden-Württemberg brauchen mehr Bewegung

Saltos und Hochradfahren ist für diese Heilbronner Kinder normal

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AUTOR/IN
Alice Robra

An der Grünewaldschule lieben die Grundschulkinder ihr Zirkustraining. Doch das geht nur dank Engagement und einer Stiftung. Darauf setzt auch die Landesregierung.

Zahlreiche Studien belegen: Die Kinder in Baden-Württemberg müssen dringend mehr Sport in ihrem Alltag erleben. Doch das zu ändern, braucht Geld und Engagement. Deshalb setzt die Grünewaldschule in Heilbronn auf die Hilfe einer Stiftung. Die Stadt unterstützt zusätzlich mit Geld aus städtischen Stiftungen. So wird ein Zirkuspädagoge finanziert und der bringt die Kinder richtig auf Trab!

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Das Besondere am Zirkustraining: Es steckt voller unterschiedlicher Disziplinen, sodass jedes Kind seine Stärken und Talente fördern kann. Tanzen an einem schwebenden Ring, Saltos, Einradfahren, Jonglieren oder auf einer großen Kugel balancieren - alles steht in der wöchentlichen Zirkusstunde bereit. Wer auch ganztags kommt, darf in der Mittagspause noch mal an die Geräte.

Kinder motivieren sich gegenseitig

Der Spaß steht hier im Vordergrund. Zirkuspädagoge Lutz Ehmann erzählt, oft fange ein Kind etwas an und die anderen Kinder wollen es direkt nachmachen. Druck sei unnötig. Gleichzeitig fördert das Training die Kinder in ihrer sonst oft zu schwachen Motorik.

Das sagt ein Sportwissenschaftler:

Sport AG in der Grünewaldschule (Foto: SWR)

Landesweit stagnieren die Fitnessgesamtwerte in den letzten zehn Jahren um denselben Wert. Die Elterngeneration war noch rund zehn Prozent besser, erklärt Sportwissenschaftler Klaus Bös vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Doch mehr Bewegung sei sehr wichtig! In vielen Studien wurde mittlerweile belegt, wie Bewegung die Lernbereitschaft, die Konzentrationsfähigkeit und die persönliche Ausgeglichenheit fördere, erklärt er.

Seit 1990 etwa fordere ich die tägliche Sportstunde in der Grundschule. [...] Aber wir schaffen es nicht, das im Unterricht zu verankern.

Problem: Zu wenig Fachkräfte und Sporthallen

Eva Happold ist die Schulleiterin der Grünewaldschule. Sie erklärt, um mehr Sport anbieten zu können, bräuchte sie mehr Personal und Sporthallen. Für die Hallen ist die Stadt verantwortlich, für das Personal das Kultusministerium.

Sport AG in der Grünewaldschule (Foto: SWR)

Schule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt fordert Engagement

Um mehr Bewegung im Schulalltag zu verankern, setzt das Kultusministerium auf ein Zertifikat für einen sport- und bewegungserzieherischen Schwerpunkt. Das soll helfen, die tägliche Sportstunde zu realisieren und auch mehr Bewegung ins Klassenzimmer zu bringen. Die Grünewaldschule hat dieses Zertifikat und die Rektorin lobt daran, dass es viele kleine Ideen bringe. Doch Eva Happold wünscht sich mehr Unterstützung des Kultusministeriums:

Die Personalsuche [...], die Finanzierung, die Verträge abschließen - also das liegt aktuell alles in Schulleiterhand.“

Das Kultusministerium entgegnet darauf:

Wenn sich eine Schule entscheidet, den Schwerpunkt anzubieten (dies ist eine freiwillige Entscheidung der jeweiligen Schule), ist den Beteiligten im Vorfeld bewusst, dass auch außerschulisches Personal zur Unterstützung akquiriert werden muss.

Das Land gibt allen Schulen auch Geld für Übungsleiter – das reicht, um Ehrenamtliche zu finanzieren. Für einen gut geschulten Zirkuspädagogen muss die Grünewaldschule weiter auf Geld der Stiftung "Fit ins Leben" setzen.

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