In den Apotheken werden die Erkältungsmedikamente knapp, jetzt sollen Krankenkassen mehr zahlen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck)

Medikamentenmangel sorgt für Stress

Apotheken im Kreis Heilbronn weiter im Krisenmodus

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Der Dienst in der Apotheke ist seit Monaten besonders stressig. Immer öfter muss bei Rezepten gemeinsam mit den Arztpraxen nach alternativen Medikamenten gesucht werden.

Engpässe bei Medikamenten setzen Apotheker nach wie vor unter Druck. Auch im Kreis Heilbronn hat sich die Situation noch nicht entspannt. Häufig müssen Rezepte nachträglich geändert werden, um Kundinnen und Kunden bedienen zu können.

Vor allem Antibiotika sind Mangelware

Viele Medikamente in den Apotheken sind knapp, insbesondere Antibiotika. Das sorgt für zusätzlichen Stress, denn immer öfter muss die Apotheke Rücksprache mit den Ärztinnen und Ärzten halten, ob gegebenenfalls eine Alternative verschrieben werden kann, sagt der Heilbronner Apotheker Kristian Rudolph. Häufig versuchten die Praxen, die Verfügbarkeit schon vorher abzuklären, aber das sei nicht immer der Fall, so Rudolph.

Kaum Erleichterung bei den Lieferketten

Dazu kommt die Suche nach möglichen Lieferanten. Von einem besonders stressigen Notdienst berichtet auch Claudia C. Roth von der Ratsapotheke am Marktplatz in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) dem SWR. Das liege auch an den Lieferengpässen, so Roth:

"Die Lage ist in der Tat äußerst prekär und so nie vorstellbar gewesen. Zumindest wurde nun von den Aufsichtsbehörden der Import erleichtert, eine kleine, wenn auch sehr umständliche Hilfe."

Manche Kunden kaufen auf Vorrat

In der Heilbronner Fußgängerzone haben vor allem Eltern von Kleinkindern schon Erfahrungen mit den Engpässen in den Apotheken gemacht. Die Mutter eines dreijährigen Kindes sagt: "Wir haben zwei Apotheken im Ort, die eine hatte gar nichts mehr, die andere nur ein anderes Antibiotikum". Eine weitere Mutter sagt: "Bei Fieber müssen die Kinder dann Tabletten statt Saft schlucken, obwohl sie gerade erst vier, fünf Jahre alt sind." Andere Eltern kauften Fiebersaft auf Vorrat.

Rudolph: "Ich rechne auch mit einem heißen Herbst"

Waren es im vergangenen Dezember noch der Fiebersaft und andere ibuprofenbasierte Medikamente, die knapp waren, so sind es aktuell Antibiotika und Säureblocker. Der Großhandel hat den Fiebersaft auf fünf Flaschen pro Tag für jede Apotheke rationiert, aber das reiche, so Kristian Rudolph. In der Spitzweg-Apotheke in Heilbronn-Sontheim sind von den sonst rund 600 Medikamenten auf Lager zurzeit nur gut die Hälfte vorrätig.

Apotheker Kristian Rudolph am Telefon. (Foto: SWR)
Apotheker Kristian Rudolph am Telefon.

Ein besonders großer Hersteller habe den Apotheken sonst immer Bevorratungen für den Winter angeboten, diesmal wurden nur punktuelle Angebote angekündigt, so Rudolph. Er sieht dies als möglichen Hinweis darauf, dass auch im kommenden Herbst und Winter weiter mit Engpässen gerechnet werden muss.

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