Der Journalist und Mafia-Experte Sandro Mattioli aus Heilbronn sagt, es werde zu wenig gegen die Mafia getan. Ihn beschäftigt die Organisierte Kriminalität seit Jahren. Er taucht immer wieder in die Welt der Mafia ein. Er sagt, es sei wichtig, die kriminellen Machenschaften aufzuzeigen, die verdeckt auch in Baden-Württemberg existieren.
Mafia-Experte in Schwaigern auf Spurensuche
Mattioli folgt den Spuren der Mafia. Für die SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" hat er in Schwaigern (Kreis Heilbronn), dem ehemaligen Wohnort und wohl auch Tatort krimineller Aktivitäten von Carmelo R., nachgefragt. Der Mann soll von März 2017 bis zu seiner Verhaftung 2021 in Schwaigern gelebt und Beziehungen zur Mafia gehabt haben.
Carmelo R. leitete ein ganzes Netz von Unternehmen. Das wichtigste hatte seinen Sitz in Malta, mit rund 60 Mitarbeitern, aber auch in Schwaigern gründete er eine Firma. Die italienischen Behörden hatten ihn und seine Firmen jahrelang auf dem Schirm. Laut Ermittlungsakten soll Carmelo R. geholfen haben, im großen Stil Mafia-Geld aus Wettgeschäften zu waschen. In einer Akte des zuständigen Gerichts von Catania heißt es, das Volumen der Wettumsätze belaufe sich auf knapp 670 Millionen Euro.
Den Ermittlungen zufolge wurde in Italien zunächst Bargeld gesammelt und zum Teil versteckt per Auto nach Schwaigern geschmuggelt. Von dort aus sei das Geld weiter ins Ausland gegangen. Das Geheimfach, in dem das Geld transportiert wurde, sei in einer Schwaigerner Werkstatt in das Auto der Schmuggler eingebaut worden, erfährt Matiolli aus den Ermittlungsakten. Auf der Suche nach einem dort ebenfalls erwähnten Mechaniker, trifft der Mafia-Experte in Schwaigern auch auf Menschen, die offen zugeben, früher für die Mafia gearbeitet zu haben.
Landesregierung: Baden-Württemberg Hochburg der Mafia
Aber nicht nur in der Region Heilbronn ist die Mafia aktiv. Wie aus einer Regierungsbefragung hervorgeht, ist Baden-Württemberg nach wie vor eine kriminelle Hochburg für die Aktivitäten der Mafia in Deutschland. Die Regierungsbefragung wurde von der SPD aufgrund des SWR-Podcasts "MAFIA LAND" beantragt.
In den vergangenen Jahren ist auch der Bodenseeraum in den Fokus geraten. Die kalabrische 'Ndrangheta hatte hier ein Netzwerk aufgebaut. Dessen Kopf operierte offenbar von Überlingen (Bodenseekreis) aus. 2021 schlugen deutsche und italienische Ermittler zu. Der Vorwurf: Drogenhandel, Geldwäsche und Erpressung. Der Hauptverdächtige wurde später in Italien zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Experte: Mafia-Clans auf dem Vormarsch
Die verschiedenen Mafia-Clans seien auch in Baden-Württemberg auf dem Vormarsch, sagt Mafia-Experte Sandro Mattioli. Mittlerweile zählten die Ermittler 200 Mitglieder zu den verschiedenen Mafia-Clans im Land - Tendenz steigend. Denn es werde "immer noch zu wenig gegen die Mafia in Baden-Württemberg unternommen", sagt Mattioli.
Mehr zum Thema und wie die Landespolitik auf die Mafia-Aktivitäten im Land blickt, sehen Sie am bei "Zur Sache Baden-Württemberg" in der ARD Mediathek.