Ein Gesetzentwurf der EU-Kommission sieht vor, dass in Schutzgebieten keinerlei Pflanzenschutzmittel mehr benutzt werden dürfen. Im EU-Parlament soll darüber noch abgestimmt werden. Der Verein "Land schafft Verbindung" (LsV) will mit der Kundgebung frühzeitig gegensteuern. Laut Vorstandsmitglied Wolfgang Kölle aus Bönnigheim (Kreis Ludwigsburg) wäre das Verbot von Pflanzenschutzmittel gleichzusetzen mit einem Berufsverbot. Das sagte er im Gespräch mit dem SWR. "Und das nicht nur für konventionelle Betriebe, sondern auch für Bio-Betriebe", betont Kölle. In Sonderkulturen seien immer Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig, sei es beim Anbau von Wein, Obst oder Gemüse, sagt er.
Mit Traktoren auf den Kernerplatz
Rund zwanzig Bauern aus dem Raum Heilbronn und bis zu 300 weitere aus ganz Baden-Württemberg werden bei der Kundgebung in Stuttgart am Vormittag erwartet. Rund 75 Traktoren sollen in Begleitung der Polizei vom Sammelplatz zum Kernerplatz fahren, berichtet Christian Coenen, Vorsitzender des Vereins "Land schafft Verbindung" dem SWR.
Pflanzenschutzmittel sollte reduziert, aber nicht verboten werden
Sowohl Coenen als auch Kölle betonten im Gespräch mit dem SWR, dass sie generell dafür seien, Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Doch ein Verbot sei unmöglich, man müsse etwa auf Krankheiten reagieren können. Der Gesetzesentwurf sei dagegen so formuliert, dass die Bauern ein Totalverbot in Schutzgebieten befürchten. Bauern in Landschaftsschutzgebieten sollten keine Nachteile haben, betont Coenen.
"Ein Pflanzenschutzmittelverbot wäre das Ende der Landwirdschaft in der Region"
Obstbauer Albrecht Rembold aus der Nähe von Öhringen (Hohenlohekreis) sagte dem SWR, es wäre das Ende der Landwirtschaft in der Region, wenn kein chemisch-synthetischer und auch kein biologischer Pflanzenschutz mehr ausgebracht werden dürfe.
"Wenn es ein komplettes Verbot gibt, stecken wir uns zurück ins 18. Jahrhundert. Und dann müssen wir auch mit der Konsequenz leben, die es damals im 18. Jahrhundert gegeben hat, wie Hungersnöte und Mangelernährung."
Sollte das Verbot kommen, befürchtet Rembold bei der Lebensmittelversorgung eine Abhängigkeit von Drittstaaten. "Dann haben wir nicht nur Gasproblem und ein Ölproblem, dann haben wir auch noch ein Lebensmittelproblem innerhalb von Deutschland - einer Region in Zentraleuropa, wo im Prinzip alles wachsen kann", so der Obstbauer.