Das derzeitige Aprilwetter sorgt bei den Landwirten in der Region für Herausforderungen. Landwirt Stefan Kerner kann eigentlich zufrieden sein mit der Rapsblüte. Seit zwei Wochen leuchten seine Felder rund um Erlenbach im Landkreis Heilbronn goldgelb. Trotzdem sei die Landwirtschaft in diesem Jahr noch mehr Achterbahnfahrt als ohnehin schon, meint der Vorsitzende des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg e. V.
Böden zu nass für den Mais
Beim Gang über die Äcker demonstriert Stefan Kerner, wie feucht der Oberboden in diesem Jahr ist. Zu feucht für die Maisausfuhr. Säe man jetzt schon aus, gehe der Samen ein, denn die nasse Erde werde beim Beackern steinhart wie Beton. Geduld und Ruhe seien daher das Gebot der Stunde für die Bauern in der Region. Gar nicht so einfach, denn das Zeitfenster für die Aussaat ist klein. Säen sie zu spät, kommt der Mais zu spät vom Feld für die anschließenden Winterkulturen. Außerdem: Je länger er Zeit zum Wachsen hat, desto resistenter ist er später beispielsweise gegen Trockenheit.
Kälte stresst den Raps und macht Bestäuber träge
Zur ungewöhnlichen Feuchtigkeit kommt in diesem Frühjahr auch noch die Kälte. Auch wenn der Raps bereits schön blüht - bei näherem Hinsehen zeigt er Stresserscheinungen. Vereinzelt stoßen die Pflanzen Knospen ab durch die kühlen Nächte und fehlende Sonneneinstrahlung. Sie konzentrieren sich auf wenige Blüten, um die durchzubringen - für den Landwirt heißt das am Ende weniger Ertrag. Dazu kommt, dass Bienen und Hummeln aufgrund kühler Temperaturen nicht ganz so rege bestäuben wie sonst um diese Zeit. Keine Gefahr für den Raps, der sich zum Beispiel durch Wind auch anders zu helfen weiß, aber auch nicht förderlich.
Immerhin: Der Weizen ist glücklich
Immerhin dem Weizen tut der regnerische April gut: Als Flachwurzler konnte der sich gehörig satt trinken und ist gerüstet für die nächste Trockenperiode. Sticht Landwirt Stefan Kerner mit seiner Schaufel aber tiefer in den Boden, zeigt sich: Ab 70 Zentimeter Tiefe ist die Erde staubtrocken.
Trotz Dauerregen: Grundwasserspiegel immer noch unter normalem Niveau
Der trockene Winter und die vergangenen Hitzesommer stecken dem Boden noch sichtbar in den Knochen. Mindestens vier bis sechs Wochen müsse es laut Vorsitzendem des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg daher noch regnen, damit der Grundwasserspiegel sich erholt und die Pflanzen gerüstet wären für ein weiteres Dürrejahr.
Landwirtschaft - ein Auf und Ab
Pessimistisch ist der Landwirt aus Erlenbach bei all den Wetter-Kapriolen trotzdem nicht. Die machten den Beruf ja gerade so spannend. Nie wisse man, was als Nächste komme, ständig müsse man sich neu auf die Gegebenheiten einstellen.
"Es sind so viele Faktoren, die in Summe stimmen müssen, damit es ein gutes Ergebnis gibt. Unterm Strich klappt es meistens dann doch"
Noch ist nichts verloren
Stefan Kerners Prognose: eine gute Ernte trotz verregneten, kalten Frühjahr. Gute Aussichten für die Kundschaft. Die darf sich freuen, dass dann, wenn schon nicht das Wetter, zumindest die heimischen Lebensmittelpreise stabil bleiben.