Es sind keine normalen Zeiten, sagt Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig (SPD). Und deswegen hat der Gemeinderat Neckarsulm (Kreis Heilbronn) in seiner Sondersitzung am Mittwochabend Beschlüsse gefasst, die nicht normal sind. Zumindest nicht in Neckarsulm, wo in der Vergangenheit die Gewerbesteuern sprudelten. Aber auch hier droht Gas- und Energieknappheit, da will die Kommune gegensteuern.
„Alles, was wir jetzt tun, um Energie einzusparen, wird uns helfen.“
Maßnahmen-Paket soll 20 Prozent einsparen
Rund 30 Maßnahmen sieht der Katalog vor, den der Gemeinderat beschlossen hat: Das Ernst-Freyer-Freibad wird zum Kaltbad und nur noch mit Solarthermie beheizt. Scheint die Sonne nicht, bleibt es kalt. Im Sportbad wird die Raumtemperatur abgesenkt, das Wasser hat bereits nur 26 Grad. Dazu kommen weitere Maßnahmen: Kein Warmwasser mehr in Sporthallen, keine Beleuchtung historischer Gebäude und die Straßenbeleuchtung wird zwischen ein Uhr und fünf Uhr abgeschaltet. Und die Heizperiode in den städtischen Gebäuden beginnt erst am 1. Oktober. Sollte sich der Gasmangel verschärfen, drohen weitere Einschnitte. OB Hertwig schätzt, dass mit den Einschnitten rund 20 Prozent Energie eingespart werden könnten.
AQUAtoll wird komplett runtergefahren
Auch das geschlossene Spaßbad AQUAtoll ist betroffen: Zurzeit befindet es sich noch in einer Art Ruhezustand: Wassertechnik, Lüftung und Warmwasserbereitung funktionieren noch auf niedrigem Level. Hier soll jetzt komplett abgeschaltet werden. Problem: Niemand weiß, was passiert, wenn man das Bad wieder hochfahren möchte.
„Die Schadenswahrscheinlichkeit ist höher, als wenn wir es in diesem Ruhezustand belassen hätten.“
Schwierig deswegen, weil die Stadt ja parallel einen Investor für das Spaßbad sucht. Doch der Gemeinderat steht laut Hertwig auf dem Standpunkt, hier gibt es enormes Einsparpotenzial, was im Moment eben wichtig sei.
Heilbronn zögert noch
In der gesamten Region beschäftigen sich die Verwaltungen damit, wie kann man noch Gas und Energie einsparen. Lauffen am Neckar (Kreis Heilbronn) hat die Gasheizung im Freibad abgedreht. Öhringen (Hohenlohekreis) hat beschlossen, das Hallenbad gar nicht erst aufzumachen. Die Heizung in öffentlichen Gebäuden wird auf 20 Grad runtergedreht, das Warmwasser abgestellt. Noch nicht ganz so weit scheint die Stadt Heilbronn zu sein. Hier will man einen Workshop des Städtetags zum Thema nächste Woche abwarten. Danach will die Stadt konkrete Vorschläge machen. Der Gemeinderat hat allerdings jetzt Sommerpause und tagt erst Ende September wieder.