Es dürfte ein erster Abschluss sein. Im August 2024 ist die katholische Kirche St. Josef in Widdern (Kreis Heilbronn) von einem Feuer vollständig zerstört worden. Rund acht Monate später hat jetzt der Beschuldigte seine Geldstrafe akzeptiert, das Verfahren dürfte damit abgeschlossen sein. 5.400 Euro muss der Mann wegen fahrlässiger Brandstiftung zahlen, die dazu führte, dass das Gotteshaus bis auf die Grundmauern abbrannte.
Ein Feuerteufel in Widdern?
Mit der Akzeptanz des Strafbefehls dürfte auch für die Bürgerinnen und Bürger der Fall damit abgeschlossen sein. Nach dem Brand war in der Gemeinde die Angst vor einem Brandstifter umgegangen. Umso erleichterter waren die Widderner, als klar war, es handelte sich hier um einen Unfall.
In einer Umfrage im September 2024 zeigten sich Erleichterung, aber auch Trauer um die Kirche in Widdern:
Mit Bunsenbrenner versehentlich Kirche angezündet
Aber zurück in den August 2024. Der beschuldigte Mann soll mit einem Bunsenbrenner Unkraut abgefackelt haben. Dabei soll es unbeabsichtigt zu einem sogenannten Glimmbrand in der hölzernen Wand der Kirche gekommen sein. Die Glut verbreitete sich, bis schließlich in der Nacht die Kirche in Flammen stand. Die Feuerwehr konnte nur noch Schadensbegrenzung betreiben, zu retten war nichts mehr.
Evangelische Kirchengemeinde bietet Hilfe an Nach Kirchenbrand in Widdern: Schwierige Ermittlungen zur Ursache
In Widdern ist in der Nacht auf Sonntag die katholische Kirche bis auf die Grundmauern abgebrannt. Die evangelische Kirchengemeinde hat ihre Hilfe angeboten.
Ein "Stück Heimat" ist abgebrannt
Für die katholische Gemeinde in Widdern ein schwerer Verlust. Denn es war nicht irgendeine Kirche, die hier den Flammen zum Opfer fiel. Vor allem Übersiedler, Spätaussiedler oder Flüchtlingsfamilien hätten sie vor knapp 60 Jahren mit viel Herzblut selbst mit aufgebaut. Auch die zweite Generation danach habe eine starke Bindung zu dem Gebäude gehabt, erzählte damals Guido Bömer, der leitende Pfarrer der Seelsorgeeinheit Schöntal (Hohenlohekreis), dem SWR.
Man ist mit der Kirche aufgewachsen. Es ist ein Stück Heimat. Mein Vater hat viel reingesteckt beim Bau der Kirche. Die ganze Gemeinde hat mitgewirkt und jetzt ist alles in Schutt und Asche.
Das Gotteshaus war das Zentrum der katholischen Kirchengemeinde mit etwa 200 Mitgliedern. Alle christlichen Beerdigungen und Trauerfeiern fanden in dieser Kirche statt.
Guido Bömer im August 2024 nach dem Brand im SWR:
Ökumenisches Projekt geplant
Gemeinsam haben die Gemeindemitglieder nach dem Brand aufgeräumt und nicht aufgegeben. Zuerst gab es einen Gedenkgottesdienst, im Dezember feierten sie Weihnachten mit einem Krippenspiel auf der Wiese neben ihrer ehemaligen Kirche. Die übrigen Weihnachtsgottesdienste konnten sie in der evangelischen Kirche abhalten. Schon damals lief die Zusammenarbeit sehr gut.

Und auch weiterhin steht man in engem Kontakt. Inzwischen gab es einen runden Tisch mit Beteiligung der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinden und auch der Stadt Widdern. Dabei konnten auch Wünsche eingebracht werden, was auf dem Gelände der ehemaligen Kirche St. Josef entstehen könnte. Der runde Tisch sollte auch ein Zeichen nach außen sein: Hier soll auf jeden Fall etwas Neues entstehen.
Bis Mitte 2026 soll Planung stehen
Jetzt soll eine Arbeitsgemeinschaft klären, was benötigt wird und was überhaupt möglich wäre. Dabei soll es auch um die Fragen gehen, wer was einbringen kann, wie viele und welche Art von Räumen benötigt werden oder auch darum, welche Hürden auf dem Weg lauern könnten. Ein Ergebnis soll im Sommer vorliegen, dann geht es um die Finanzierung. Guido Bömer geht aktuell davon aus, dass der Bauausschuss dann Mitte 2026 die Arbeit aufnehmen könnte. Alleine könne die katholische Kirche das aber nicht stemmen, daher sei man auf die Unterstützung der evangelischen Kirche und der Stadtverwaltung angewiesen.
Ermittlungen weitgehend abgeschlossen Aufräumen und Krippenspiel: Die Kirchengemeinde in Widdern blickt nach vorn
Vier Monate nach dem Kirchenbrand in Widdern haben nun die Aufräumarbeiten begonnen. Noch ist unklar, ob hier wieder gebaut wird. Ein Freilicht-Krippenspiel macht Hoffnung.
5.400 Euro Strafe bei 500.000 Euro Schaden?
Aber zurück zum Gerichtsverfahren und zurück zur Geldstrafe. Genauer sind es 90 Tagessätze zu je 60 Euro, die der Mann zahlen muss, so das Urteil des Amtsgerichts Heilbronn. Schaut man sich im Netz unter Experten um, bewerten die meisten von ihnen 90 Tagessätze als vergleichsweise hohe Geldstrafe.
Dennoch klingen 5.400 Euro nach nicht viel, wenn man bedenkt, dass bei dem Brand ein geschätzter Schaden von einer halben Million Euro entstanden ist. Allerdings richtet sich die Höhe der Tagessätze immer nach dem Nettoeinkommen des Verurteilten. Über sein Einkommen gibt es keine Informationen. Die Schadensfrage muss mit der Versicherung geklärt werden. Mit 90 Tagessätzen entgeht der Mann außerdem einem Eintrag ins Führungszeugnis, der Strafbefehl wird allerdings im Bundeszentralregister hinterlegt.

Beschuldigter will keine Rechtsmittel einlegen
Das Strafgesetz sieht bei fahrlässiger Brandstiftung eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor. Es gibt allerdings mildernde Umstände. Dem Angeklagten dürfte in diesem Fall zugutegekommen sein, dass bei dem Feuer niemand verletzt wurde und außer der Kirche keine weiteren Gebäude abgebrannt sind. Der Mann hat angekündigt, auf weitere Rechtsmittel zu verzichten.