Wo jetzt noch das Kernkraftwerk (AKW) zurückgebaut wird, könnte in der Zukunft nebenan ein KI-Rechenzentrum entstehen. Das ist den Unterlagen des Gemeinderats Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) zu entnehmen. Am Mittwochabend will die Netze BW die Pläne zu diesem Pilotprojekt dem Gemeinderat vorstellen.
Das Gelände biete sich für das Projekt gleich aus mehreren Gründen an: Der Standort verfügt über belastbare Stromanschlüsse, Sicherheitsstrukturen und eine etablierte technische Infrastruktur, heißt es in den entsprechenden Unterlagen des Gemeinderats.
Bürgermeister Winkler sieht Chance für die Gemeinde
Im Bereich neben den AKW-Anlagen befindet sich eine 25.000 Quadratmeter große, fast freie Fläche, die geprüft werden soll, so Netze BW. Hier soll die Pilotanlage entstehen. "Wir sehen das Projekt als Chance für die Gemeinde", sagte Bürgermeister Jochen Winkler (parteilos) dem SWR. Natürlich sei es ein Pilotprojekt und man müsse schauen, ob das Geschäftsmodell funktioniere. "Im Idealfall könnte der Aufbau des KI-Rechenzentrums parallel zum Rückbau des AKW stattfinden", so Winkler.
Ursprünglich war der Plan, dass erstmal rund zehn Jahre zurückgebaut wird und man dann eine Lösung für die weitere Nutzung des Geländes findet. Von daher sei die jetzt angedachte Entwicklung sehr positiv zu bewerten, so Winkler weiter.
Abwärme der KI könnte in Neckarwestheim genutzt werden
Wohl auch mit Blick auf den in Heilbronn entstehenden IPAI, den KI-Innovationspark, soll das KI-Rechenzentrum in modularer Bauweise entstehen. Die dort entstehende und laut den Unterlagen "grüne Abwärme" könne dann beispielsweise auch für "kommunale Wärme, landwirtschaftliche und/oder gewerbliche Zwecke" genutzt werden. Auch ein Anschluss an das Nahwärmenetz soll geprüft werden. So könne das Projekt auch eine Vorreiterrolle in Sachen Strukturwandel in Neckarwestheim und der Region einnehmen.

Beitrag zur digitalen Infrastruktur Deutschlands
Doch nicht nur Neckarwestheim könnte wirtschaftlich profitieren. Als Pilotprojekt könnte das geplante KI-Rechenzentrum auch einen Beitrag zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur Baden-Württembergs und Deutschlands beitragen, heißt es.
AKW-Umfeld wie geschaffen für ein Rechenzentrum
Rechenzentren sind für die digitale Infrastruktur und gerade für KI-Anwendungen und -Forschung von großer Bedeutung. Dort befindet sich die nötige Infrastruktur. Außerdem laufen hier Daten zusammen, werden gespeichert und verwaltet.
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Bis zum KI-Rechenzentrum dauert es noch
Im Gemeinderat geht es am Mittwochabend um den Aufstellungsbeschluss des vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Was so sperrig klingt, ist der Auftakt für eine Reihe von Prüfungen, zum Beispiel zu den Auswirkungen auf Umwelt und Lärm. Es wird also erstmal geprüft, ob das Projekt überhaupt dort umgesetzt werden könnte. Laut Netze BW könnte bei idealem Planungsverlauf bereits Ende des Jahres über die Investition entschieden werden und das Rechenzentrum dann 2028 in Betrieb gehen.