In der Reichspogromnacht vor 84 Jahren wurden im damaligen "Dritten Reich" auf Anweisung der NS-Machthaber jüdische Geschäfte zerstört, Synagogen niedergebrannt und Juden misshandelt und getötet. Auch die Heilbronner Synagoge, erbaut 1877, wurde dabei durch Brandstiftung zerstört. Anfang 1940 wurde sie schließlich abgerissen. Heute erinnert ein Gedenkstein am ehemaligen Standort daran.
Diesen Stein sieht Avital Toren jedes Mal, wenn sie auf ihrem Weg zum Jüdischen Zentrum in Heilbronn ist, sie ist hier die Vorsteherin. Das Zentrum mit der Synagoge liegt auf der anderen Straßenseite, vom Fenster aus kann man den Standort der ehemaligen Synagoge sehen. Doch egal wie oft sie daran vorbeikommt: Man empfinde immer etwas, sagt sie.
"Den 9. November darf man nie, nie vergessen. Weil wenn der Gedenktag weg ist, dann vergisst man auch den Holocaust."

Gedenkveranstaltung auch in Heilbronn
Auch an diesem 9. November wird ein Kranz am Gedenkstein niedergelegt, und auch diesmal wird wieder Polizeischutz dabei sein. Die meisten Besucherinnen und Besucher der Synagoge ziehen ihre Kippa erst an, sobald sie das Haus betreten haben. Und sie ziehen sie ab, sobald sie das Haus verlassen, so Toren. Die wenigsten würden offen sagen, dass sie Jüdinnen und Juden seien. Da sei sie selbst eigentlich das einzige Gesicht hier, das man kennt, sagt Avital Toren und muss dabei lachen.
Die Mitglieder werden weniger
Die jüdische Gemeinde in Heilbronn werde immer kleiner, sagt sie. Als man vor 20 Jahren anfing, waren es noch rund 150 Mitglieder, heute noch zwischen 60 und 70. Aber dass es irgendwann zu wenig Mitglieder für eine Gemeinde gibt, das werde nie der Fall sein.
"Und wenn nur fünf noch da sind: Eine jüdische Gemeinde muss immer da sein."
Denn es müsse einen Treffpunkt geben, zu dem man hinkomme und reden könne. Was anderes wäre es natürlich, wenn es kein einziges Mitglied mehr gebe. Aber das werde nie der Fall sein. Da ist sich Avital Toren sicher: Es werde immer Jüdinnen und Juden geben. Genauso wie Nazis. Deswegen dürfe man nie vergessen, was damals geschah, sagt sie.