In Öhringen (Hohenlohekreis) landen alte Speisefette seit vergangenem Herbst nicht mehr im Ausguss oder in der Mülltonne, sondern in einem speziellen grünen Becher. Diese hatte die Jugendfeuerwehr damals an die Haushalte verteilt. Ist der Becher voll wird er zu einem der vier Automaten gebracht. Für jeden entsorgten Becher gibt es dort einen neuen. Die Öhringerinnen und Öhringer machen fleißig mit und liegen über dem Durchschnitt anderer Pilot-Kommunen.

Pfannenreste ja - Salatsoße nein
Was in die Becher darf, steht außen drauf. Zum Beispiel Fett aus der Friteuse, vom Braten, Restschlücke aus Ölflaschen und vieles mehr. Salatsoßen mit Essig sollten nicht hinein und Motoröle auf gar keinen Fall. Ein Unternehmen aus Bayern leert die Automaten und macht aus dem alten Fett Bio-Kraftstoff. Von ihm stammt auch die Idee. In Bayern machen schon rund zwei Dutzend Kommunen mit.
Projekt soll in Hohenlohe zum Exportschlager werden
Das Pilotprojekt ist in Öhringen so erfolgreich, dass die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis nun testen will, ob es auch in einer kleineren Gemeinde mit verstreuten Ortsteilen funktioniert. Deshalb wurde in Dörzbach ein Automat am Supermarkt aufgestellt. Die Jugendfeuerwehr soll auch hier in den kommenden zwei Wochen die grünen Becher im Ort verteilen.
Übergeordnetes Ziel sei es, die Aktion flächendeckend im gesamten Hohenlohekreis anbieten zu können, sagte der Geschäftsführer der Abfallwirtschaft, Sebastian Damm, dem SWR. In Öhringen sollen es einmal jährlich 12,5 Tonnen werden.
Warum jeder Tropfen zählt
Kantinen, Restaurants und andere Unternehmen entsorgen ihre Fette separat, erklärt Damm. "Bei uns geht es um Privathaushalte". Kleinvieh macht auch Mist und so zählt am Ende jeder Pfannenrest und sprichwörtlich jeder Tropfen. Von den 1,2 Litern gesammeltes Fett in der grünen Dose kann man später Biodiesel für 20 Kilometer Autofahrt machen. Der ist laut Unternehmen 90 Prozent klimafreundlicher als herkömmlicher Sprit. Auf den ersten Blick sind es nur wenige hundert Milliliter pro Haushalt, aber:
"Wenn man sich vorstellt, dass in ganz Europa alle Privathaushalte sammeln würden, käme da richtig viel zusammen. Je mehr mitmachen, desto besser."

Damm: Projekt muss am Ende wirtschaftlich sein!
Am Ende muss das Projekt aber nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll sein. Angesichts der steigenden Energiepreise und der geopolitischen Lage ist Damm da optimistisch.
Das Modellprojekt wird auch im Umweltministerium in Stuttgart mit Interesse verfolgt. Nun geht der Blick aber erstmal in die Nachbarschaft nach Dörzbach.