Die vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg täglich veröffentlichen Zahlen mit den Sieben-Tage-Inzidenzen wirken sich laut manchen Medizinern aus der Region Heilbronn-Franken kaum auf den Praxis-Alltag aus. Für den Talheimer Hausarzt Stephan Roder geben sie aber einen Trend wieder. Das sagte Roder dem SWR Studio Heilbronn.
Politisch seien die Zahlen wichtig, medizinisch überhaupt nicht mehr, so Roder. Der Hausarzt macht nach eigenen Angaben nur noch bei schweren Verläufen, bei Älteren und Vorerkrankten PCR-Tests. Und ohne PCR-Test tauchen die Infektionen nicht in den Statistiken auf. Laut Roder kann eine Corona-Infektion möglicherweise bald wie eine normale Grippe behandelt werden. Vieles hänge davon ab, ob wieder eine neue Variante auftaucht. Der Talheimer Arzt vertritt die Region Heilbronn bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden Württemberg (KVBW).
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Kaum mehr PCR-Tests
Der Hausarzt Sebastian Gerstenkorn aus Königheim im Main-Tauber-Kreis misst den Inzidenzen auch immer weniger Bedeutung bei. In der Praxis von Gerstenkorn werden an manchen Tagen überhaupt keine PCR-Tests mehr gemacht. In Spitzenzeiten seien es 30 am Tag gewesen, so der Arzt im Gespräch mit dem SWR.
Landratsämter schauen genauer hin
Thomas Schell, der Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Heilbronn schaut dagegen täglich auf die Inzidenzzahlen. Sie würden zusammen mit unter anderem den Belegungszahlen auf Intensivstationen durchaus eine Orientierung geben.
"Wir sind vorbereitet, wenn wieder ein Welle kommt."
Wichtig sei die Entwicklung vor allem für die Personalplanung. Aktuell gebe es eine sehr hohe Dunkelziffer, aber stabile Zahlen. Die Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen seien seit Wochen rückläufig, so Schell.
Wirkliche Inzidenzen unklar
Laut SWR-Datenjournalist Johannes Schmid-Johannsen lässt sich derzeit nicht wirklich gut abschätzen, wie viele Menschen an Corona erkrankt sind. Theoretisch könne man die Behandlungszahlen bei Ärzten und in Krankenhäusern heranziehen. Schmid-Johannsen zu Folge ist das durch steigende Immunität aber schwierig. Die meisten Indikatoren im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stünden eher auf Entspannung, so der Datenjournalist.