Der Einzelhandel in den Innenstädten strauchelt. Immer weniger Menschen erfüllen die Fußgängerzonen mit Leben. Die Kundschaft bleibt weg. Doch nicht nur die Corona-Pandemie und deren Auflagen in den letzten beiden Jahren sind Grund dafür - der Lockdown war lediglich der Brandbeschleuniger. Schon in den Jahren zuvor hat der Online-Handel die Kunden mit niedrigen Preisen und kurzen Lieferzeiten angelockt.
Einzelhändler ändert nach Pandemie-Erfahrungen sein Verkaufskonzept
Johannes Nölscher ist Geschäftsführer von Schuh Kaufmann in Heilbronn und Vorstandsvorsitzender der Stadtinitiative Heilbronn. Auch er berichtet von einer angespannten Situation vor Corona. Doch der Lockdown während Pandemie habe die Lage dramatisch verschlechtert. Zwar können Menschen wieder ungehindert in die Läden, im Vergleich zu 2019 sei die Kundschaft aber geschwunden. Aus der Pandemie hat Nölscher aber Schlüsse gezogen.

Während der Pandemie hat der Einzelhändler den Bedarf der Kunden entdeckt. Zwar blieben viele Kunden zu Hause, der Bedarf an Kinderschuhen blieb jedoch konstant hoch. Das Telefon habe oft geklingelt. Eltern haben weiterhin Beratung gesucht, erzählt Nölscher. Hieraus entstand die Idee, den Bereich für Kinderschuhe deutlich zu vergrößern. Der Plan ging auf.
Lösungen für die Belebung der Innenstädte sind vielfältig
Die Stärke des Einzelhandels gegenüber dem Online-Verkauf liegt in der Kundenberatung. Diese Karte müsse man ausspielen, so Nölscher.
"Jeder einzelne Händler muss natürlich auch aktiv werden"
Doch das allein reiche nicht aus, um die Menschen wieder in die Innenstadt zu locken. Vielmehr sei es notwendig, die Städte als Gründungsstandort attraktiver zu machen. bürokratische Hürden müssten abgesenkt werden, erklärt Johannes Nölscher. Außerdem sollten Immobilienbesitzer mit ins Boot geholt werden, um langfristig den Druck der Mietpreise zu senken. Ziel sollte es sein, die Innenstadt durch das Zusammenwirken verschiedener Akteure wieder attraktiv zu machen.
Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut in Heilbronn und Neuenstadt a.K.
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut war am Mittwoch zu Besuch in Heilbronn und Neuenstadt am Kocher. Zum Thema „Einzelhandel und Innenstädte im Wandel“ hat sich die Ministerin mit Innenstadtakteuren vor Ort ausgetauscht. Dabei besuchte Sie auch das Geschäft von Johannes Nölscher. Ziel sei es, die Innenstädte wiederzubeleben, so Hoffmeister Kraut.
Innenstadtberater sollen Konzepte entwickeln
Für kleinere Kommunen sollen in Zukunft Innenstadtberater Konzepte entwickeln, um die Besucherzahlen wieder zu steigern. Hierbei spielen neben den Bereichen Einzelhandel und Gastronomie auch Kunst und Kultur eine große Rolle. Über das Sofortprogramm "Innenstadt Einzelhandel" wird darüber hinaus die Eröffnung sogenannter Pop-up-Läden unterstützt. Auch die Finanzierung von Veranstaltungen soll wieder mehr Anreize schaffen die Innenstädte zu besuchen, erklärt die Wirtschaftsministerin.
Anreize schaffen, um Innenstädte wieder attraktiver zu machen
Die Innenstadt zu stärken ist für Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut ein wichtiges Anliegen. Die Innenstädte nehmen für eine funktionierende Gesellschaft eine wichtige Rolle ein.
"Die Innenstadt ist ein Ort der Begegnung und des Austausches"
Auch der soziale Zusammenhalt und die Sicherheit spiele da eine große Rolle. "Funktionierende Innenstädte leisten da einen ganz wesentlichen Beitrag und da wollen wir was dafür tun, dass es auch in Zukunft so bleibt", sagte die Ministerin dem SWR.