Monika Treppner steht in den kommenden Wochen vor einem Berg von Arbeit. "Es wird hart", sagt die stellvertretende kommissarische Leiterin des Gesundheitsamtes im Main-Tauber-Kreis.
Viel Aufwand wird für Treppner und ihre Kollegen die Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegeberufe bedeuten, die nun in Kraft getreten ist.

Kritik an dem Portal: Zu kompliziert
Im Idealfall sollen Krankenhäuser, Pflegeheime und andere Einrichtungen die Daten zum Impfstatus des Personals über ein Online-Meldeportal an die Gesundheitsämter übermitteln. Das Portal des Sozialministeriums ist in der Nacht zu Mittwoch freigeschalten worden.
Allerdings gab es schon vorab Kritik an dem Portal. Statt eines angekündigten einfachen Meldeverfahrens habe es eine 14-seitige Handreichung zur digitalen Meldung gegeben, sagte etwa der Geschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung der "Stuttgarter Zeitung".
Das Prozedere sei "katastrophal". Außerdem wird kritisiert, dass für eine Registrierung im Portal offenbar die Elster-Steuernummer notwendig ist. Viele Einrichtungen hätten eine solche Nummer aber nicht oder sie werde vom Steuerberater verwaltet, so die Caritas.

Main-Tauber-Kreis befürchtet enormen Mehraufwand
Monika Treppner im Main-Tauber-Kreis befürchtet daher, dass viele Einrichtungen das Meldeportal tatsächlich nicht nutzen werden. Das Portal zu benutzen, sei mit Arbeit verbunden.
"Wenn da eine Person sitzt, die nicht unbedingt IT-Kenntnisse hat und sich mit diesem ganzen Elster-Verfahren nicht auskennt, erscheint es auf den ersten Blick kompliziert."
So kompliziert sei es am Ende zwar gar nicht, wenn man sich einmal angemeldet habe - Treppner befürchtet trotzdem, dass sich viele abschrecken lassen.
Das Portal zu nutzen, ist keine Pflicht. Treppner geht davon aus, dass viele Einrichtungen stattdessen einfach Tabellen per Post oder Email schicken werden.
Für die Gesundheitsämter würde das sehr viel Mehrarbeit bedeuten. "Bei dem Meldeportal hat uns das Sozialministerium zugesichert, dass es Schnittstellen zu den von uns benötigten Systemen geben wird", so Treppner. Die händische Eingabe würde somit einfallen "und wir hätten mehr oder weniger schon elektronische Akten."
Wenn Einrichtungen Tabellen per Post schicken, müssen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes die Daten stattdessen händisch eingeben. "Und das bindet enorm viel Personal", so Treppner.

BBT-Gruppe will Portal nutzen
Die Evangelische Heimstiftung, größter Pflegeanbieter in Baden-Württemberg, hat bereits angekündigt, das Portal nicht nutzen zu wollen und die Daten stattdessen postalisch zu schicken.
Anders sieht es bei der BBT-Gruppe im nördlichen Baden-Württemberg aus, zu der drei Krankenhäuser und elf Seniorenheime gehören. Die Personalabteilung habe sehr gute Vorarbeit geleistet und schon alle Daten in Excel-Tabellen erfasst.
Große Unterschiede in Heilbronn-Franken Höchste Impfquote in Heimen im Main-Tauber-Kreis - Heilbronn schneidet schlecht ab
Der Main-Tauber-Kreis hat unter Heimbewohnern die höchste Booster-Impfquote im Land. Die Stadt Heilbronn hat eine der geringsten Booster-Quoten in Heimen im Land.
Deshalb müssten nach der Freischaltung des Portals im Prinzip nur noch die Daten von einer Tabelle in eine andere übertragen werden, sagte die Sprecherin der BBT-Gruppe Ute Emig-Lange dem SWR. Möglich sei das aber nur wegen der intensiven Vorarbeit, die ein großer Aufwand gewesen sei. Emig-Lange geht davon aus, dass von den rund 3.000 Mitarbeitern der BBT-Gruppe nur etwa ein bis zwei Prozent ungeimpft sind.