Seit 2017 gibt es in Igersheim (Main-Tauber-Kreis) einen Bürgerweinberg. Bewirtschaftet wird er vom neugegründeten Verein IgersWein, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Weinbau zurück in die Gemeinde zu bringen. Gleichzeitig hat er ein auf Jahrzehnte angelegtes, generationenübergreifendes Mitmachprojekt initiiert und baut derzeit eine Schutzhütte im Weinberg. Die Remise Rebenblick soll von allen Igersheimern genutzt werden können.
Über das Projekt berichtet SWR-Reporterin Rosi Düll:
Verein will auch Naturschutz fördern
Direkt angrenzend an das Wohngebiet liegt der kleine Weinberg in der Morgensonne. Gleich daneben haben Vereinsmitglieder eine Kernobstwiese angelegt und Bienenvölker angesiedelt. Denn bei IgersWein steht die Weinproduktion nicht im Vordergrund. Der Bürgerweinberg soll auch zur Förderung von Natur- und Landschaftspflege, Traditions- und Geschichtsbewusstsein beitragen.
Mit den Trauben sollen Ideen und Mitmachprojekte wachsen. "Das Herz geht einem auf", sagt Vorsitzender Andreas Berns, der stolz darauf ist, dass das Projekt alt und jung vereint.
Wir haben hier die jungen Familien dabei, die ihren Kindern das gleich näherbringen [...], aber wir haben auch ganz alte, rührige Mitglieder, die über 80 sind.
Herkulesaufgabe Schutzhütte
Alle packen mit an, nicht nur jetzt bei der Lese, sondern auch beim jüngsten Großprojekt: Bis November soll die Remise Rebenblick, eine Schutzhütte mit Materiallager, fertig sein. Rund 40.000 Euro kostet sie, für den kleinen Verein mit seinen etwa 50 Mitgliedern eine Herkulesaufgabe. Die Hütte wie auch der Weinberg wurden über das Regionalbudget der Leader-Aktionsgruppe Badisch-Franken gefördert, dazu kommen Spenden unter anderem aus einer laufenden Crowdfunding-Kampagne.

Die Remise soll auch für Wanderer, Kitas, Schülergruppen und örtliche Vereine nutzbar sein. "Es gibt zwar keinen Strom und auch kein Wasser, nur eine Bio-Toilette, aber man kann sich hier oben treffen und den wunderbaren Ausblick genießen", lädt Berns schon mal alle Igersheimer ein.
Anstoßen mit Muscaris und Regent
Die Vorfreude ist bei den Vereinsmitgliedern groß: "Die Rentner freuen sich besonders darauf, wenn sie hier oben mal ihr Viertele schlotzen können", lacht Klemenz Aubele, der bei der Weinlese hilft. Angestoßen wird dann vermutlich mit einem Gläschen Muscaris oder Regent. Diese beiden pilzresistenten Rebsorten werden nämlich in Igersheim - "ganz ohne Chemie" wie es heißt - an- und ausgebaut. "Unser Wein ist Gemeinschaft in Flaschen", sagt der Vorsitzende, denn alle arbeiten ausschließlich ehrenamtlich. Im letzten Jahr gab es rund 400 Flaschen, in diesem Jahr rechnet der Verein IgersWein mit der doppelten Menge.