Der Historiker Jan Sachers aus Krautheim (Hohenlohekreis) gründete 2006 eine Ich-AG, in der sich alles um das Mittelalter dreht. Er entziffert alte Handschriften und hat seit 2016 einen Onlineshop für mittelalterliches Equipment. Und er bietet Kurse an, in denen er den Menschen das Mittelalter, Fechten und Bogenschießen näherbringt. Er blickt auf die Anfänge seiner Ich-AG und erzählt, welche Vorteile die Selbstständigkeit hat.
"Dass ich mich selbstständig mache im Bereich Geschichte, das kam in den Gedanken nach meinem Uni-Abschluss gar nicht vor", sagt Jan Sachers. Nach dem Abitur machte er erst eine Ausbildung zum Buchhändler. Dann folgte ein Studium in Geschichte und Literaturwissenschaft. Danach hat er zahlreiche Bewerbungen verschickt. Letztendlich arbeitete er fachfremd bei einer Firma für Personen- und Objektschutz in Krisengebieten.
Ich-AG "HistoFakt" aus der Not heraus geboren
Doch nach eineinhalb Jahren war dieses Kapitel auch schon vorbei. Die Geschäftsführer zerstritten sich, Sachers wurde arbeitslos. Im Mai 2006 ging er deshalb zur Agentur für Arbeit. "Der Berater hat ausgerechnet, wie viel Arbeitslosengeld ich kriegen würde. Das war nicht viel", erzählt der Historiker. Deshalb riet ihm der Berater, eine Ich-AG zu gründen.
Denn die Förderung der Ich-AG war höher als das Arbeitslosengeld, das Jan Sachers bekommen hätte. "Nach dem Anstoß habe ich Stift und Papier genommen und überlegt, was ich kann und was ich verkaufen könnte." So entstand "HistoFakt". Sachers spezialisierte sich auf das Entziffern von mittelalterlichen Handschriften. "Im Bereich Mittelalter war ich so ziemlich der erste selbstständige Historiker."
Ich bin inzwischen schon auch stolz darauf, was ich mir da aufgebaut habe.
Erste Hürden für die Selbstständigkeit
Bevor er sein Unternehmen gründen konnte, musste er sein Konzept von der Industrie- und Handelskammer absegnen lassen. "Die Dame dort hat mein Konzept erst mal in der Luft zerrissen und etliche Änderungen vorgenommen. Sie hielt das für eine Schnapsidee", erinnert sich Sachers. Sie sei auch nicht der Meinung gewesen, dass man damit Geld verdienen könne. Dennoch habe sie ihr Okay gegeben.
Für Jan Sachers brachte die Förderung durch die Ich-AG finanzielle Sicherheit. "Ich wusste, ein bisschen Geld kommt rein und ich kann meine Miete bezahlen." Er blickt auch heute positiv auf die Förderung: "Man konnte über drei Jahre das Geschäft und die Kontakte in Ruhe aufbauen." Bei Sachers lief das Geschäft sogar so gut, dass er die Förderung im dritten Jahr nicht mehr brauchte.
Neben den Schriften wurde Sachers mit Lektorat und Buchlayout für einen Verlag beauftragt. Der Verlag bekam 2010 aber finanzielle Probleme, die Aufträge blieben aus. "Da habe ich gemerkt, dass es zu einfach ist, sich nur auf einen engen Kundenstamm zu beschränken", erklärt er. Doch dann bekam er ein Stellenangebot als Kurator im Histotainment-Park Adventon in Osterburken (Neckar-Odenwald-Kreis). So zog er 2011 nach Krautheim.

Coronapandemie: Viel Arbeit für "HistoFakt"
Diesen Nebenjob hatte er bis 2020. In der Coronapandemie wollte Jan Sachers wieder mehr auf seine Selbstständigkeit setzen und kündigte bei Adventon. "Da haben dann die Aufträge von Privatpersonen zugenommen. Offenbar haben viele Menschen ihren Dachboden aufgeräumt oder mal ihre Ordner genauer angeschaut." Nach der Pandemie seien die Aufträge auch wieder zurückgegangen.
Ziele in der Selbstständigkeit
Trotz all der Aufträge nahm Sachers 2021 wieder einen Nebenjob an. Dabei kümmert er sich auch heute noch um Online-Archive. Eigentlich wäre er gerne komplett selbstständig. "Aber ich hatte während Corona die Feststellung, dass ich es allein zeitlich nicht schaffe, mir ein gutes Einkommen zu erwirtschaften, ohne kaputtzugehen."
Deshalb hat Jan Sachers ein Ziel fest vor Augen: So weit zu wachsen, dass er nicht nur Arbeit für drei hat, sondern auch das Geld, um zwei Honorarkräfte bezahlen zu können. Wenn er durch Mitarbeiter mehr Zeit hat, möchte er sich gerne auch verschiedenen Buchprojekten widmen.
Selbstständigkeit birgt Schwierigkeiten
Sachers kann sich inzwischen nicht mehr vorstellen, in einem Angestelltenjob mit festen Arbeitszeiten zu arbeiten. Dennoch sei die Selbstständigkeit nicht einfach, gerade die Work-Life-Balance sei immer wieder eine neue Herausforderung. Er versucht, sich jeden Tag eine kleine Auszeit zu nehmen, zum Beispiel indem er liest.
Solo-Selbstständigkeit funktioniert nur mit enormer Selbstdisziplin.
Die Vorteile der Selbstständigkeit sieht der Historiker vor allem in der Freiheit. "Ich kann auch Nein sagen, wenn ich einen Job nicht machen will." Außerdem liebe er es, auszuschlafen. Dafür mache er dann nicht vor 22 Uhr Feierabend.
Seinem jüngeren Ich würde er mehrere Dinge raten: Selbstbewusster auftreten, gerade um sich selbst besser zu vermarkten. Und sich mehr mit Buchhaltung beschäftigen. Einen Ratschlag hat er am Ende noch für den jungen Jan Sachers: "Hab Vertrauen, dass es sich zurechtruckelt, oder du schaffst es, es zurechtzuruckeln."