Derzeit habe man noch kühle Nächte, daher sei die Lage aktuell noch nicht dramatisch - bei anhaltender Hitze müsse man allerdings mit Ernteausfällen rechnen, befürchtet Stefan Kerner, Landwirt aus Erlenbach (Kreis Heilbronn) und Vorstand des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg, im Gespräch mit dem SWR Studio Heilbronn. Kerner geht davon aus, dass Anfang nächster Woche die große Hitzewelle auch in Heilbronn-Franken eintritt.
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Ernteauswirkungen noch unklar
Wie genau sich die Temperaturen auf die Ernten auswirken, könne man erst in den nächsten Wochen sagen, so Kerner. Bei Außentemperaturen über 40 Grad komme es im Weinberg oder im Getreide-, Mais- oder Zuckerrübenbestand dann zu Temperaturen bis zu 47 Grad, weil sich die Hitze dort staue, so Kerner. Das könne dazu führen, dass die Pflanzen kollabieren.
Zehn bis 14 Tage könnten die Bauern noch durchhalten, dann sollte aber ein Wetterumschwung kommen - "zumindest zwei, drei Tage Regen", so Kerners Hoffnung.

Laut Kerners Prognose wird um das kommende Wochenende herum rund 80 Prozent der Getreidefläche in Heilbronn-Franken abgeerntet sein wird. Auf diese Flächen habe die Hitze keine Auswirkungen mehr. Vorwiegend gehe es um Kulturen, die später dran sind. So zum Beispiel Zuckerrüben und Mais.
Gurken, Zucchini, Kartoffeln und Kraut: Einige Obst- und Gemüsesorten sind gerade in entscheidenden Wachstumsphasen. Für diese Kulturen wird es sehr kritisch werden, so Kerners Prognose. Oft gebe es in diesem Bereich flachwurzelnde Pflanzen, die entsprechend an Niederschlag gebunden sind. "Die Beregnungen laufen jetzt schon auf Hochtouren", so Kerner. Doch damit kommt die nächste Frage auf: Die Pegelstände der der Flüsse sind bereits niedrig - wird es zukünftig ein Wasserentnahmeverbot geben? Kerner betonte im Gespräch mit dem SWR Studio Heilbronn allerdings, dass die Lage aktuell noch entspannt sei.
"Wenn tatsächlich ein Wasserentnahmeverbot verhängt wird, dann gibt's auch keine Alternative."
Solche Verbote gab es etwa 2003 und 2018, erinnert sich auch Kerner. "Irgendwo muss man beginnen einzukürzen - entweder beim Trinkwasser, wie man es aus südlichen Ländern hört, oder bei der Beregnung oder der Entnahme aus Gewässern." Andernfalls könne die heimische Tier- und Pflanzenwelt Schaden nehmen, erklärt Kerner.

Landwirte können kurzfristig kaum auf Hitzewelle reagieren
Auch bei der Landesbauernverbandssitzung am Dienstag wurde besprochen: Was ist, wenn in den nächsten zwei bis drei Wochen kein Niederschlag kommt? Und was ist, wenn die große Hitze kommt? Konkrete Vorbereitungen auf die Hitzewelle könne man als Landwirt auf die Schnelle nicht treffen, lediglich langfristig, indem man klimastabilere Pflanzen anbaue.
Die einzige Möglichkeit akut auf die Hitzewelle zu reagieren, sieht Kerner darin, den Pflanzenbestand zu kürzen, zum Beispiel Obstbäume zurückzuschneiden. So könnte das Wasser für die Pflanze genügen - das wiederum bedeute aber natürlich Einbußen.
Lebensmittel könnten knapp und teurer werden
Auch Mensch und Tier werden 40 Grad zu schaffen machen, prophezeit Kerner. Im Nutztierbereich werde die Aktivität herunterfahren, so zum Beispiel auch die Milchleistung von Kühen. Das wiederum könnte auch der Verbraucher spüren. Laut Kerner ist denkbar, dass das ein oder andere Lebensmittel knapp werden oder durch die Trockenheit in Kombination mit Inflation und Energiekrise deutlich teurer werden könnte.

So können Verbraucher helfen
Wer Landwirte unterstützen möchte, sollte unbedingt regionale Produkte kaufen. "Die sind vielleicht dann mal etwas kleiner oder nicht so schön, wie man es kennt, aber qualitativ mit Sicherheit gut", verspricht Kerner.