Der Heilbronner Gemeinderat hat am Donnerstagnachmittag eine Entscheidung getroffen. Sieben Straßen, eine Schule und ein Preis bekommen einen neuen Namen. Sie alle haben gemeinsam, dass ihre Namensgeber eine Nazi-Vergangenheit haben. Doch welche Konsequenzen hat die Änderungen der Straßennahmen für die Anwohnerinnen und Anwohner?
Namensgeber "NS-belastet": Einzelne Straßen bekommen Infoschilder
Insgesamt wurden 38 Namensgeber als "NS-belastet" eingestuft, heißt es von der Stadt Heilbronn. In einigen Fällen sei die Nähe zum Nazi-Regime so gravierend, dass es eine Umbenennung geben wird: Sieben Straßennamen wie beispielsweise die Damaschkestraße im Stadtteil Sontheim, die Felix-Wankel-Straße im Stadtteil Biberach oder Rombachstraße im Stadtteil Böckingen sollen neue Namen erhalten.
Ebenso sollen die Gerhart-Hauptmann-Schule und der Otto-Rombach-Preis umbenannt werden. In 27 weiteren Fällen sollen die Namen von Straßen und Brücken bleiben, allerdings soll es Infoschilder geben, die über den Namensgeber und seine Vergangenheit aufklären.

Neue Straßennamen in Heilbronn: Liste möglicher neuer Namen wird geprüft
Hintergrund ist ein wissenschaftliches Gutachten des Stadtarchivs Heilbronn aus dem Jahr 2023. In dem wurden über 1.100 Heilbronner Straßennamen untersucht. In einer ersten Konsequenz war dem ehemaligen Heilbronner Oberbürgermeister Hans Hoffmann postum der städtische Ehrenring entzogen worden. Er soll demnach seine NS-Vergangenheit vertuscht haben.
Als neue Namensgeber sollen Persönlichkeiten in Betracht gezogen werden, die sich dem NS-Regime widersetzt haben oder dessen Opfer wurden, heißt es von der Stadt: Sie nennt unter anderem Fritz Bauer, Georg Elser, Else Josenhans oder Paula Straus. Die Verwaltung überprüft derzeit die Liste möglicher neuer Namensgeber auf ihre Eignung.
Neue Straßennamen in Heilbronn: Was bedeutet das für die Anwohner?
Vor allem für die Anwohnerinnen und Anwohner wird eine Umbenennung Folgen haben: Denn sie bekommen eine neue Adresse. Und das dürfte mit viel Aufwand verbunden sein. So müssen sie nicht nur Krankenkassen, Banken oder Online-Versandhäuser anschreiben und ihre neue Anschrift mitteilen, sie brauchen auch neue Dokumente. Doch wer kommt für die Kosten von Personalausweis und Co auf? Laut der Stadt wird man Verwaltungsgebühren, die in direktem Zusammenhang mit der Umbenennung anfallen, übernehmen - soweit rechtlich möglich. Betroffen seien rund 700 Anlieger, heißt es.
Auch in Landau (Rheinland-Pfalz) sowie in Heidelberg und Tübingen waren vor einiger Zeit Straßen umbenannt worden. Die Stadt Tübingen hatte sich damals beispielsweise an Kosten beteiligt und manche Änderungen übernommen sowie Formulare bereitgestellt.