Während der Pandemie beobachteten Bauern und Händler so etwas wie eine Besinnung der Kundschaft, zumindest auf mehr regionale Produkte. Der Tenor seitdem: mehr heimische Landwirtschaft. Auch zu Beginn des Krieges in der Ukraine, dem großen Getreide-Exporteur, wurden Stimmen laut, die Agrar-Produktion hierzulande solle ausgeweitet werden.
Keine größere Nachfrage bei Umstellung auf Bio
Die Annahme, das müsste auch die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft beschleunigen, kommt so allerdings nicht an: So verzeichnet der Öko-Verband Bioland Baden-Württemberg rund um Geschäftsführer Christoph Zimmer im Augenblick keine größere Nachfrage von Bauern, von Konventionell auf Bio umstellen wollen. Für Zimmer ist aber nicht unbedingt der Ukraine-Krieg die Ursache für die herrschende Verunsicherung. Es liege wohl eher an die EU-Pläne der Grünen für die Landwirtschaft, vermutet er.

Die Landwirte würden sich sehr viele Gedanken über das Thema Ernährung machen Auch die konventionellen Landwirte kommen gerade ins Nachdenken, ob nicht doch der Ökolandbau die sichere Variante ist. Gerade der Agrarbereich sei sehr im Umbruch. Einiges unterliege einer Veränderung, sowohl im konventionellen als auch im Bio-Bereich, so Zimmer. "Viele stellen sich dann die Frage, wie geht es denn mit meinem Betrieb weiter?"
Umstellung auf Bio kostet Geld und ist eine Belastung
Denn die Umstellung auf Bio kostet Zeit und Geld - und ist auch nicht gerade einfach, so Biobäuerin Ruth-Li Frank aus Weinsberg-Gellmersbach (Kreis Heilbronn). Es sei eine Belastung, so die Biobäuerin. Man müsse sich mit dem Thema erst einmal tiefergehend befassen und auseinandersetzen. Nicht einfach, der Mensch sei schließlich ein Gewohnheitstier.
"Wenn man 30 Jahre lang immer geradeaus gelaufen ist und man muss dann plötzlich rechts oder links abbiegen, bis man das drin hat, das dauert schon."

Welt im Umbruch: Kundschaft achtet aufs Geld
Die Franks haben die Umstellung auf Bio nicht bereut: "Es war richtig, in Hinblick auf das, was auf uns alle weltweit zukommt", so Frank.
Nichtsdestotrotz achtet die Kundschaft angesichts steigender Preise für Agar-Lebensmittel nicht nur im Biobereich mehr aufs Geld. Die Folge beispielsweise: durchschnittlich bis zu 18 Prozent weniger Tageseinahmen im März, wie der Naturkostverband mitteilt.
Auch der Eierproduzent und Ackerbauer Georg Heitlinger aus Eppingen (Kreis Heilbronn) stellt fest, dass es Verschiebungen hin zu den günstigeren Produkten gibt.
Fokus mehr auf heimisch produzierte Lebensmittel
Die Frage bleibt offen, ob sich angesichts des Ukraine-Krieges und teilweise abreißender Nahrungsmittelimporte die Kundschaft wirklich wieder mehr auf heimische Erzeugnisse konzentrieren wird. Oder ob sie sich zumindest mehr Gedanken darüber macht, wo die Produkte herkommen.
Christoph Zimmer von Bioland verzeichnet eine größere Nachfrage von Verbrauchern danach, wo die Lebensmittel produziert werden. Und dass die regionale Wertschöpfungskette, die der Ökolandbau hat, auch bedient werden kann. Man könne sich dann zumindest sicher sein, dass es ein autarkes System sei, das die Verbraucher zumindest vor internationalen Krisen absichere. "Das ist etwas Neues, was bei vielen Menschen vorher gar nicht im Blick war."