Klassenzimmer (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth)

Report bescheinigt schlechteres Niveau als bei anderen Schularten

Gemeinschaftsschulen weisen Kritik an Leistung zurück

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Der Verband der Gymnasiallehrer kritisierte nach Vergleichsarbeiten Bildungsstandards an Gemeinschaftsschulen. Jetzt wehren sich diese: Das Niveau dort sei nicht schlechter.

Der Verband der Gymnasiallehrer in Baden-Württemberg (Philologenverband PhV) moniert: Achtklässlerinnen und Achtklässler auf Gymnasien, Real- und Werkrealschulen hätten bei Vergleichsarbeiten besser abgeschnitten als die Schülerinnen und Schüler an Gemeinschaftsschulen. Matthias Wagner-Uhl, Schulleiter in Neuenstein (Hohenlohekreis) und Vorsitzender des Vereins für Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg, sieht das anders: Seiner Meinung nach würden Gemeinschaftsschulen durchaus eine "stabile Leistung erbringen".

Mehr Zeit, um den Report auszuwerten

Die Jungen und Mädchen an Gemeinschaftsschulen würden durchaus "auf Augenhöhe" mit den Realschulen, aber auch mit den anderen Schularten liegen. Um die vorliegenden Zahlen aus dem Report "VERA 8 - Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg" zu interpretieren, bedarf es aber mehr Zeit - für alle Schularten. Und diese notwendige Zeit sollten sich auch diejenigen nehmen, die jetzt Kritik äußern, so Wagner-Uhl. Mit in den Blick genommen werden sollte auch die Zusammensetzung von Schülerinnen und Schülern an den jeweiligen Schulen, die dabei verglichen werden, sagt der Neuensteiner Pädagoge. "Also: Welche Schülerschaft besucht eine Gemeinschaftsschule, welche eine Realschule und welche ein Gymnasium?" Diese Faktoren würden bei den Ergebnissen des Reports nicht berücksichtigt, insofern seien die Schularten auch nicht direkt miteinander vergleichbar.

BW-Gymnasiallehrerverband alarmiert Gemeinschaftsschüler häufig unter dem Niveau anderer Schularten

Achtklässler in BW verfehlen laut den jüngsten Vergleichsarbeiten häufig Mindeststandards in Rechtschreibung und im Rechnen. Besonders auffällig sind die Gemeinschaftsschulen.

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Gymnasiallehrer üben Kritik an Gemeinschaftsschule

Kritik kommt nach der Studie vom Philologenverband in Baden-Württemberg. Laut den jüngsten Vergleichsarbeiten würden häufig Mindeststandards in Rechtschreibung und im Rechnen nicht erreicht. Für Ralf Scholl, Chef vom BW-Verband der Gymnasiallehrer, ein "Komplettversagen der Schulart Gemeinschaftsschule". Es falle auf, dass eine deutlich höhere Zahl von Achtklässlerinnen und Achtklässlern in der Gemeinschaftsschule, die auf dem Niveau von Real- und Werkrealschule unterrichtet werden, bei der Rechtschreibung unterhalb des Minimalniveaus blieben. Gemeinschaftsschülerinnen und -schüler würden im direkten Vergleich deutlich weniger lernen als ihre Altersgenossinnen und -genossen.

Die Realität zeige anderes, sagt Wagner-Uhl: "Die Gemeinschaftsschulen fördern und fordern Schülerinnen und Schüler erfolgreich." Das zeige sich sowohl in den Ergebnissen der Abschlüsse - auch beim Abitur, als auch, wie die jungen Menschen dann in der Berufswelt ankämen. Gerade im gymnasialen Bereich sollte der Verband der Gymnasiallehrer noch einmal genau auf die Zahlen schauen, sagt der Vorsitzende des Vereins für Gemeinschaftsschulen im Land, Wagner-Uhl: "Wer im Glashaus sitzt, sollte möglichst nicht mit Steinen um sich werfen".

Trotz Corona funktioniere individuelle Förderung und Lernbegleitung

Trotz Pandemie in den vergangenen beiden Jahren habe die Gemeinschaftsschule viele Schülerinnen und Schüler gut mitnehmen können. Grund sei, dass man digital gut aufgestellt sei. Zudem funktioniere auch die individuelle Förderung und Lernbegleitung sehr gut. Daher sei auch vielen Schülerinnen und Schüler kein großes Defizit entstanden. Viele hätten aber auch keine guten Lernbedingungen im häuslichen Umfeld gehabt, sagt Wagner-Uhl. Dafür könnten weder die Kinder noch die Schule etwas. "Ich glaube, da müssen wir sozialgesellschaftlich hinschauen, wie wir diese 20 bis 30 Prozent von Kindern, die wir definitiv an allen Schulen haben, besser unterstützen können." Auch dabei würden die Gemeinschaftsschulen gute Antworten liefern.

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