1.000 Grad heißer Stahl, mit dem Druck von 5.000 Tonnen saust die Presse nieder: Unter großer Hitze werden bei BEW-Umformtechnik in Rosengarten-Westheim (Kreis Schwäbisch Hall) einzelne Teile gehärtet, damit sie später auch hoher Belastung standhalten.

"In diesen Öfen geht ohne Gas gar nichts", sagt Markus Schramek, der geschäftsführende Gesellschafter. Wenn die Teile nicht wärmebehandelt werden können, können sie weder fertiggestellt noch verkauft werden, konkretisiert er. Mittelfristig sehe er in diesem Fall die Existenz des gesamten Unternehmens bedroht.
Etwa 200 Beschäftigte fertigen bei dem mittelständischen Unternehmen BEW-Umformtechnik unter anderem Achsen- und Getriebe-Teile für Lkw, Pkw, landwirtschaftliche Maschinen und Baumaschinen.

Produktions-Stopp hätte gravierende Folgen - auch für Verbraucher
Wenn Unternehmen wie das von Schramek nicht mehr produzieren könnten, hätte das nicht nur für die Firmen selbst und deren Mitarbeitende schwerwiegende Folgen, sondern für alle Menschen, so Schramek.
"Ohne Lkw bleiben die Regale leer und ohne Traktoren und Mähdrescher gibt's weder Obst noch Gemüse noch Getreide oder Fleisch."
Kretschmann sieht harte Zeiten auf Baden-Württemberg zukommen

"Bis Ende des Jahres werden wir unabhängig von russischem Öl sein", sagte Kretschmann in seiner Rede. Beim Gas sei die Abhängigkeit bereits von 55 auf 40 Prozent gesunken, bis Ende des Jahres könnten es 30 Prozent sein, so die Hoffnung des Ministerpräsidenten.
Bei der Kohle habe die EU nun die Initiative ergriffen, den Import russischer Kohle vollständig zu stoppen. Die Opposition im Landtag aus SPD, FDP und AfD sei ebenfalls gegen ein plötzliches Embargo von heute auf morgen, heißt es.
Ein allmählicher Ersatz von russischen Gas ist auch für Firmenchef Schramek der richtige Weg. Die Sorge vor einem abrupten Lieferstopp und Gas-Engpass ist jedoch groß in Rosengarten.
Gas-Stopp: Nicht von heute auf morgen umsetzbar
Bei BEW-Umformtechnik in Rosengarten könnte zwar grundsätzlich auch ohne Gas produziert werden - aber nicht von heute auf morgen, so Schramek: Neue Anlagen und neue Gebäude wären nötig, eine Umstellung würde demnach mehrere Jahre dauern. Zudem müssten massive Investitionen getätigt werden.
"Für uns würden hier allein schon Summen von acht bis zehn Millionen Euro zu Buche schlagen, die wir natürlich als Mittelständler so alleine gar nicht tragen können."
Gas-Preis von 20 auf 140 Euro gestiegen - Konkurrenzfähigkeit bedroht
Die Preise für Energie seien in den letzten Monaten dramatisch gestiegen, so Schramek: "Gas ist innerhalb eines Jahres von 20 Euro auf bis zu 140 Euro die Megawattstunde gestiegen, beim Strom ist man von 40 auf 400 Euro die Megawattstunde geklettert." Diese Kosten müsste BEW-Umformtechnik als Mittelständler an seine Kunden weitergeben, da die Firma sonst zahlungsunfähig werden und nicht mehr produzieren könnte, erklärte der Geschäftsführer.

Schramek fordert in diesem Zusammenhang Planungssicherheit und eine Energiepreis-Bremse, um - in ganz Deutschland - wirtschaftlich weiterhin sinnvoll produzieren zu können. Die Befürchtung des Geschäftsführers aus Rosengarten: Mittelfristig könnte Deutschland auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig sein, weil China und Indien weiterhin günstiges Gas und Strom beziehen.
"Es könnte dann eine der größten Krisen drohen, die die deutsche Wirtschaft vielleicht jemals erlebt hatte."
Dann hieße es nicht nur für BEW-Umformtechnik in Rosengarten Produktions-Stopp, sondern für viele. Mit der Folge von hoher Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit in ganz Deutschland.
Die Bundesregierung hat sich am Freitag auf ein Hilfspaket geeinigt, für Unternehmen, die unter den Folgen des Ukraine-Krieges
leiden.
Im TV: "Zur Sache Baden-Württemberg"
Bei "Zur Sache Baden-Württemberg" zeigte ein Film von SWR-Redakteur Thomas Eberding am Beispiel des Unternehmens BEW-Umformtechnik, welche Folgen ein Boykott von russischem Gas in der Region haben könnte. Die Sendung lief am Donnerstagabend um 20:15 Uhr im SWR Fernsehen und kann nun online angeschaut werden.