Würth-Gruppe weist Vorwürfe der IG Metall zurück

Fristlose Kündigungen bei Würth: Keine gütliche Einigung vor Arbeitsgericht

Stand
Autor/in
Alexander Dambach
Onlinefassung
Ulrike Schirmer
Ulrike Schirmer

Laut IG Metall hat die Würth-Gruppe zwei Betriebsräten und einem weiteren Mitarbeiter fristlos gekündigt. Vor dem Arbeitsgericht gab es bei einem ersten Gütetermin keine Einigung.

Vor dem Heilbronner Arbeitsgericht trafen am Montagnachmittag ein fristlos gekündigter IG-Metall-Vertrauensmann und Anwälte der Künzelsauer Würth-Gruppe aufeinander. Nach 15 Minuten war der Gütetermin aber schon wieder zu Ende. Die Würth-Anwälte werfen dem 51-Jährigen Metaller vor, er habe Unterschriften gesammelt, Mitarbeiter aber nicht richtig aufgeklärt, was sie unterschreiben. Das sei ein massiver Täuschungsvorgang, eine Kündigung alternativlos, so die Sicht des Arbeitgeberanwalts. Der gekündigte Mitarbeiter war 27 Jahre lang bei Würth beschäftigt. Er war im Hochregallager als Kommissionierer tätig. Zum Fall wollte er sich vorerst nicht näher äußern.

Unterschriftenliste empörte wohl Reinhold Würth

Der IG-Metall-Vertrauensmann sagt, er habe alle entsprechend informiert. 287 Mitarbeiter hatten bei der Aktion unterschrieben. Laut IG Metall ging es etwa um Arroganz von Führungskräften in der Logistik und fehlende Wertschätzung. Die Unterschriftenliste war Reinhold Würth bei einer Betriebsversammlung überreicht worden, das habe bei ihm für Empörung gesorgt, so ein Würth-Anwalt beim Gütetermin. Im März wird es in diesem Fall einen ausführlichen Kammertermin vor dem Arbeitsgericht geben. Zwei weitere in dem Fall fristlos gekündigte Würth-Betriebsräte der IG Metall haben im neuen Jahr ihre Gütetermine.

Angespanntes Verhältnis zwischen Würth und IG Metall

Vor Ort im Arbeitsgericht war auch der erste Bevollmächtigte der IG Metall Schwäbisch Hall, Uwe Bauer. Man könne in dem weiteren Prozess ganz genau darlegen, dass an den Vorwürfen nichts dran sei, so Bauer. "Spannend" sei, dass es immer IG-Metall-Betriebsräte oder -Vertrauenspersonen betreffe. Und zwar immer Beschäftigte, so Bauer, die sich für Beschäftigte einsetzen.

Man hat die Würth-Unternehmenskultur heute so hochgehalten, wie wichtig das wäre. Bei der IG Metall scheint man dann aber eine Grenze zu ziehen.

Auseinandersetzung vor Betriebsratswahl

2022 hatte es im Vorfeld der Betriebsratswahlen bei Würth tatsächlich erhebliche Spannungen zwischen der Gewerkschaft und Reinhold Würth gegeben. Würth hatte damals seine Beschäftigten schriftlich dazu aufgefordert, ihre Stimme "nicht jenen Kandidaten zu geben, die für die Einnahmenbilanz einer Gewerkschaft wichtig sind." Die IG Metall hatte damals widersprochen und gesagt, natürlich lebe man von Mitgliedsbeiträgen. Es gebe aber auch "das beste und geilste Produkt: nämlich gute Arbeitsbedingungen." Reinhold Würth hatte 2022 zudem betont, sein Unternehmen habe über Jahrzehnte ohne die Gewerkschaft bessere Konditionen für die Belegschaft geboten als andere Unternehmen.

Würth weist Vorwürfe zurück

Die jetzt erhobenen Vorwürfe der IG Metall weist das Unternehmen zurück. Aufgrund des laufenden Verfahrens äußere sich Würth aber nicht zu Details und grundsätzlich nicht öffentlich zu Vertrags- oder arbeitsrechtlichen Sachverhalten, heißt es. Der Würth-Betriebsrat habe den Kündigungen zugestimmt. Die Inhalte eines IG-Metall-Flugblatts kommentiere man nicht.

Ein offener Umgang miteinander ist Kern der Unternehmenskultur bei Würth. Das schließt Kritik und die Diskussion dazu selbstverständlich ein.

Die Unternehmenskultur der Würth-Gruppe baue auf einem gemeinsamen Werteverständnis auf, das die Zusammenarbeit im Unternehmen auf das Fundament von gegenseitigem Respekt, Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit und Vertrauen stelle, betont das Unternehmen.

IG Metall: Würth-Mitarbeiter sollen "mundtot" gemacht werden

Nach Angaben der IG Metall handelt es sich bei allen drei gekündigten Beschäftigten um Mitarbeiter aus der Logistik-Abteilung. Ihnen sei fristlos gekündigt worden, um sie "mundtot" zu machen, so der Vorwurf. Der Geschäftsleitung gehe es darum, Interessenvertreter mürbe zu machen, heißt es in einem Flugblatt weiter. Schon früher habe es "völlig sinnlose Abmahnungen" gegeben, etwa wegen eines aufgehängten Thermometers mit IG Metall-Logo.

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