Wegen der gestiegenen Preise denken einige Friseurinnen und Friseure darüber nach zu schließen, sagt Jens Schmitt, Obermeister der Friseurinnung Heilbronn-Öhringen. Er betreibt auch einen Salon in Schwaigern (Kreis Heilbronn) mit drei Mitarbeitenden. Sorgen macht ihm vor allem auch das neue Bürgergeld.
Zum Januar seien bei ihm noch mal Preise gestiegen: Einerseits erhöhten die Lieferanten ihre Preise, die Energiekosten sind bereits gestiegen und auch das Wasser werde jetzt teurer. Er hört von Kolleginnen und Kollegen, die "zu knabbern haben" und überlegen würden, den Salon zu schließen. Wegen der gestiegenen Preise und weil sie "mit ihrem Latein" am Ende seien. Außerdem müssten gerade viele ihre Corona-Soforthilfen zurückzahlen, das komme zur Unzeit.
Kundschaft akzeptiert Preiserhöhung
Er hat die Preise für die Kundinnen und Kunden bei sich selbst schon angepasst. Da anderswo die Verbraucherpreise aber auch steigen, akzeptiere die Kundschaft diese meist, auch wenn man sich manchmal einen Kommentar anhören müsse.
Arbeitsmarkt durch Bürgergeld noch leerer
Den Fachkräftemangel gebe es auch im Friseurhandwerk, auch weil es bundesweit sehr wenige Auszubildende gebe, es sei schwer, Mitarbeitende zu finden. Dazu, glaubt Jens Schmitt, wird es auf dem Arbeitsmarkt durch das neue Bürgergeld nicht einfacher:
"Die Schere zwischen Vollarbeit und Bürgergeld wird immer kleiner. Viele überlegen sich, ob es sich überhaupt noch lohnt, Vollzeit arbeiten zu gehen."
Das höre er "durch die Blume". Menschen würden sich durchrechnen, mit Minijob, schwarz arbeiten und Bürgergeld doch genauso gut wegzukommen.
Handwerkskammer teilt Bedenken
Rückendeckung bekommt Schmitt von der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Deren Präsident Ulrich Bopp teilte dem SWR mit, im Handwerk würden gute Löhne gezahlt. Das Problem beim Bürgergeld sei, dass der Abstand zwischen den Nettolöhnen und den erhöhten Sozialleistungen immer kleiner werde. Das sei nicht hinnehmbar, Arbeit müsse sich lohnen. Bopp könne sich nicht vorstellen, dass so wieder mehr Langzeitarbeitslose in die Arbeitswelt zurückkehren.
Sozialverband VdK widerspricht
Den Heilbronner Kreisvorsitzenden des Sozialverbands VdK, Frank Stroh, machen solche Aussagen sauer. Es ginge nicht darum, Leute von der Arbeit abzuhalten. Es ginge darum, dass diejenigen, die bislang nicht arbeiten, in verstärktem Maße qualifiziert würden. Wer Bürgergeld empfange, zahle außerdem nicht in die Sozialversicherung ein - bei der Rente werde sich das dann niederschlagen. Er argumentiert, Arbeit lohne sich sehr wohl.