Knapp zwei Wochen vor dem Jahreswechsel läuft beim Feuerwerkhersteller Zink in Cleebronn (Kreis Heilbronn) noch die Produktion. "Anstaben" heißt es im Unternehmen, wenn die Raketen ihren Holzstab aus Tannenholz bekommen. Leuchtkäfer, Grüne Blinker oder Silberweide haben weder was mit Botanik noch mit biolumineszierten, also leuchtenden Krabbeltierchen zu tun. Stück für Stück, Palette für Palette werden die Raketen der Kategorie F2 versandfertig gemacht.
Andere Länder, anderes Feuerwerk
20 Gramm Ladung dürfen es in Deutschland maximal sein. In anderen europäischen Ländern ist zum Teil mehr erlaubt. Das bedeutet: andere Vorschriften, anderes Feuerwerk. Das gilt auch für die Lautstärke, Italien und Spanien etwa lieben es laut, erzählt Geschäftsführer Georg Alef. Er erwartet zum Werksverkauf ab Ende Dezember wieder lange Schlangen vor dem Werk. "Die zwei Corona-Jahre waren natürlich schrecklich für die pyrotechnische Industrie", sagt er, die Nachfrage habe aber richtig angezogen über die letzten zwei Jahre und in diesem Jahr sehe es ähnlich aus.
Versuche für neue Effekte
Es raucht, zischt und sprüht Funken, ein richtiges Feuerwerk ist es aber nicht – noch nicht. Oliver Vielhauer hat verschiedene Pülverchen gemischt und als Versuch gezündet: Titan-Pulver für die silbernen Funken, ein Bindemittel und Kaliumnitrat, das den nötigen Sauerstoff liefern soll. Zur Zeit arbeitet der Chemiker und Entwicklungsleiter von Zink an einem neuen Ziel: ein Feuerwerk, das einen glitzernden Schweif mit möglichst lange glimmenden, silbernen Funken sprüht.
Rezepte nicht von der Stange
Der Entwickler sieht sich auf dem richtigen Weg, ganz zufrieden ist er aber noch nicht. Der "Satz" brennt ihm noch zu langsam ab und es sollen mehr Funken sein. Die Rezepte sind gut gehütete Geheimnisse - jedes Unternehmen hat seine eigenen Mischungen. Die Pülverchen entstehen in echter Handarbeit: Neue Effekte werden auf der Basis zurückliegender Versuchsreihen und Erfahrungen entwickelt.
Selten passt das Ergebnis auf Anhieb, dann müssen neue Mischungen probiert und abgebrannt werden. Oft braucht es aber hunderte solcher Versuche, manchmal kann es Jahre dauern, bis Vielhauer den gewünschten Effekt in den Himmel zaubert
Kartoffelstärke aus der "Hexenküche"
Angemischt werden die Pülverchen im Labor. "Hexenküche" heißt der Raum im Unternehmen. Hunderte verschiedene Döschen und Behälter stehen hier. Salze und Metallpulver, lassen je nach Mischung andere Farben und Funken sprühen. Dabei zählt jedes Gramm - je nach Temperatur brennen die Zutaten in anderen Farben ab. In der Hexenküche steht aber noch mehr. Im untersten Regal finden sich auch Zutaten wie in der heimischen Küche. Backpulver gibt einen gelben Farbton und Kartoffel- oder Reisstärke wird gebraucht, um den sogenannten Pyrotechnischen Satz in Form zu bringen.
Deutschland nicht das einzige Land mit öffentlichem Verkauf
Georg Alef hat das Unternehmen Zink Feuerwerk vor einigen Monaten übernommen. Die bisherigen Besitzer wollten aufhören und die Produktion einstellen. Für den neuen Eigentümer war es ein besonderer Moment, als er dann in die geheimen Rezeptbücher schauen durfte. Alef freut sich auf Silvester. Feuerwerk ist für ihn ein Kulturgut, das auch je nach Land und Kultur anders begangen und gefeiert wird. Auch deshalb will er das häufig kritisierte private Feuerwerk erhalten. Dass Deutschland eines der wenigen Länder mit öffentlichem Verkauf sei, weißt er zurück. Das stimme zwar für Silvester, allerdings werde in Irland, Spanien oder Italien eben zu anderen "Übergangsfesten" auch privat geknallt und Raketen in den Himmel geschossen.
Illegales Feuerwerk hoch gefährlich
Alef warnt aber vor falscher oder unzulässiger Anwendung. Illegale Feuerwerkskörper hätten oft eine zu hohe Sprengkraft oder zündeten zu schnell. Im schlimmsten Fall kann das zu tödlichen Verletzungen führen. Andere seien nur für den professionellen Gebrauch. Doch auch diese seien im Internet zu kriegen, bei falscher Anwendung aber äußerst gefährlich.
Für Alef bleibt Feuerwerk dennoch etwas Besonderes - gerade durch den eingeschränkten öffentlichen Verkauf zu Silvester. Auch weil die Kunden, so glaubt er, mit den Raketen ihre Wünsche und Sorgen an den Himmel schießen können.