Leerer Konzertsaal (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Jonas Walzberg)

Wohl nicht der einzige Fall

Fake-Konzert in Ilsfeld: 300 Konzertbesucher stehen vor leerer Bühne

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Rund 300 Konzertbesucher aus ganz Deutschland hatten sich auf ein Konzert am Sonntagabend in Ilsfeld gefreut und Karten gekauft. Vor Ort wurde klar: Hier gibt es nichts zu sehen.

Ein 25 Jahre alter Mann hat laut Polizei Karten für ein offenbar fingiertes Konzert in Ilsfeld-Auenstein (Kreis Heilbronn) verkauft und so viele Musikfans um ihr Geld gebracht. Die Werbung für das Konzert lief vor allem im Internet und das offenbar mit Erfolg.

Selbst am Veranstaltungstag, dem vergangenen Sonntag, verkaufte der angebliche Konzertveranstalter noch Karten an der Abendkasse. Doch wenig später standen die rund 300 Konzertbesucher aus ganz Deutschland in einer Halle im Schnaidwiesenweg vor einer leeren Bühne.

Eintrittskarten für angebliche "Hochzeit"

Der Betreiber der Halle erklärt auf SWR-Anfrage, der Veranstalter habe die Veranstaltung am 25. Dezember als Hochzeit angemeldet. Namentlich genannt werden will der Hallenbetreiber nicht. Es gebe einen gültigen Vertrag, auch eine Kaution von 1.000 Euro habe der angebliche Hochzeitsveranstalter hinterlegt. Danach sei er allerdings bis kurz vor der Veranstaltung nicht mehr zu erreichen gewesen, habe nur noch mal am 22. Dezember einige Dinge vorbeigebracht. Am Veranstaltungstag habe der Mann dann alles eingedeckt wie eine Hochzeit.

Stutzig sei der Hallenbetreiber geworden, als die angeblichen Hochzeitsgäste am 25. Dezember beim Einlass ihre Handys vorzeigten. Außerdem sei professionelle Security vor Ort gewesen. Als der Hallenbetreiber den Organisator aufforderte, die Hallenmiete zu begleichen, sei dieser verschwunden und nicht mehr aufgetaucht. Als der Hallenbetreiber den Sicherheitsdienst darauf ansprach, habe auch dieser das Weite gesucht. Außerdem hätten ihm die Besucher erzählt, die Veranstaltung sei keine Hochzeit, sondern es handele sich um ein Konzert, für das sie 170 Euro gezahlt hätten. Daraufhin habe der Hallenbetreiber die Polizei informiert.

"Hätte ich vorher gewusst, dass es sich um ein Konzert handelt, hätte ich die Veranstaltung gar nicht angenommen. Weil ich da schlechte Erfahrungen gemacht habe."

Die Firma, die die Veranstaltung organisiert haben soll, sitzt nach eigenen Angaben auf der Facebook-Seite des Unternehmens in Stuttgart. Hier ist auch das Konzert für den 25. Dezember in Ilsfeld beworben - der angekündigte syrische Künstler soll aber an diesem Tag schon woanders ein Konzert gegeben haben. Telefonisch ist das Unternehmen am Mittwoch nicht zu erreichen.

Hannover: Ähnlicher Vorfall am Tag zuvor

Kurz darauf habe sich beim Ilsfelder Hallenbetreiber ein Mann aus Hannover gemeldet, der ihm erzählt habe, ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben. Der Hallenbetreiber aus Hannover, die Firma High Class Event, vermutet hinter den Fake-Veranstaltungen eine Gruppe international organisierter Krimineller. Der Geschäftsführer berichtet dem SWR, bei ihm seien drei Männer als Veranstalter aufgetreten, zwei davon leben in Düsseldorf, einer im Libanon. Derjenige, der letztlich den Vertrag unterschrieben habe, sei allerdings nur ein "mittelloser Strohmann" gewesen - er vermutet hinter den anderen beiden die Hintermänner.

Er berichtet, in seiner Halle habe zwar ein Konzert stattgefunden, das auch als solches angemeldet worden sei. Danach seien die Verantwortlichen aber geflüchtet, bevor sie die Hallenmiete beglichen hätten. Auch die Security sei plötzlich verschwunden gewesen.

Und noch einen weiteren Fall soll es geben: In Remseck (Kreis Ludwigsburg) soll vor einem Jahr ein Saal gemietet worden sein, allerdings kamen dort wohl weder Besucher noch Künstler oder Veranstalter, sodass der Hallenbetreiber nur auf den Ausfallkosten sitzen blieb.

Besucher nahmen vor Wut Geräte und Deko mit

Die Gäste am Sonntag seien sehr sauer gewesen, als feststand, dass kein Künstler auftrete, berichtet der Hallenbetreiber weiter. Sie hätten in Ihrer Wut Mikrofone und Kronleuchter sowie andere Dekorationsgegenstände mitgenommen. Der Hallenbetreiber schätzt seinen Schaden auf 3.000 bis 5.000 Euro. Dazu kämen Verdienstausfälle, weil ja keine andere Veranstaltung an diesem Tag habe stattfinden können.

"Die Besucher sind auch auf mich los. Ich musste ihnen dann schildern, dass ich nichts dafür kann und nur der Hallenbetreiber bin. Dann haben viele Verständnis zum Glück gezeigt."

Wie hoch der Gesamtschaden ist, ist noch unklar, weil die genaue Zahl der Kartenkäufer noch nicht bekannt ist. Geschädigte Ticketbesitzer können sich über die Internetwache der Polizei melden.

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