Der Münchner Staatsanwaltschaft hat Stadler außerdem Voreingenommenheit vorgeworfen. Er sei sich keiner Schuld bewusst. Vor der Strafkammer des Münchner Landgerichts holte er weit aus. Audi sei professionell geführt worden, überaus kompetente Menschen seinen fähig gewesen gesetzeskonforme Arbeit abzuliefern. Das sagte der Ex-Audi-Chef am Dienstag vor Gericht aus. Er sei von der Integrität der Mitarbeiter absolut überzeugt gewesen.
Staatsanwaltschaft von Stadlers Schuld überzeugt
Die Staatsanwaltschaft München ist dagegen von der Schuld des Angeklagten überzeugt. Sie wirft ihm vor, dass er spätestens ab September 2015 zwar von den Manipulationen wusste, aber nichts unternahm, um den Verkauf der betroffenen Fahrzeuge in Europa zu stoppen.
Stadler wies das entscheiden zurück. Nach der Aufdeckung des Dieselskandals bei VW-Vierzylinder-Motoren durch die US-Umweltbehörde im September 2015 habe der Entwicklungschef der Audi-Sechszylinder-Diesel dem Audi-Vorstand versichert, "dass der V6 TDI keine Prüfstandserkennung habe".

Keine Ahnung von illegaler Software
Umso größer sei der Schock gewesen, als die US-Behörden im November 2015 auch dem V6-Motor eine illegale Software vorwarfen. Darauf sind der Verkauf eingestellt und leitende Motorentwickler beurlaubt worden, berichtete Stadler. Techniker hätten dem Vorstand weiterhin versichert, dass der Sechszylinder-Diesel den europäischen Zulassungsbedingungen entspräche.
Detaillierte Schilderung von Stadlers Arbeitsabläufen
Eine Stunde lang schilderte Stadler dem Gericht detailliert seine Arbeitsabläufe. Bis zu 200 E-Mails am Tag seien bei seinem Sekretariat eingegangen, einen Großteil davon habe er nie gesehen. In seinem Büro in Ingolstadt (Bayern) sei er bestenfalls ein paar Stunden pro Woche gewesen. Im Jahr hätten ihn höchstens zehn Meldungen über Probleme persönlich erreicht.
Das Landgericht in München geht nach der vorliegenden Aktenlage bisher davon aus, dass Stadler Betrug an den Autokäufern nicht durch aktives Tun, sondern durch Unterlassen anzulasten sei. Mit Stadler zusammen stehen der ehemalige Audi-Motorenchef und Porsche-Technikvorstand sowie zwei leitende Ingenieure vor Gericht. Sie sollen ab 2008 mehr als 400.000 Dieselmotoren so manipuliert haben, dass sie die Abgastests zwar bestanden haben, aber auf der Straße mehr Stickoxide ausgestoßen haben.