Um in schwierigen Situationen gute Entscheidungen treffen zu können, gibt es auch am Diakoneo Diak Klinikum in Schwäbisch Hall ein Ethikkomitee. Wenn Ärztinnen und Ärzte im Diak vor einer konkreten Behandlungsfrage stehen, ziehen sie dieses Ethikkomitee heran. Zum Beispiel kann das die Frage sein, ob eine Operation in einem gewissen Gesundheitszustand noch sinnvoll ist.

Vier Prinzipien zur Entscheidungsfindung
Das Ethikkomitee beleuchtet dann vier Prinzipien, um eine Entscheidung treffen und vertreten zu können, erklärt Dr. Helmut Harr, der Vorsitzende des Ethikkomitees am Diakoneo Diak Klinikum in Schwäbisch Hall, im Gespräch mit dem SWR Studio Heilbronn.
"Diese vier Prinzipien sind: die Achtung der Autonomie des Patienten, zweitens: nicht schaden, drittens: Nutzen und viertens: Gerechtigkeit."
Diese vier Aspekte ergeben den Fokus, wenn im Kontext des Gesundheitswesens über "das richtige Handeln" gesprochen wird, so Harr. Manchmal komme es dabei auch vor, dass zwei Aspekte geradezu konkurrieren oder im Konflikt liegen, ergänzt er. Um sicherzustellen, dass die Entscheidungen möglichst allumfassend beleuchtet und getroffen werden, sind in so einem Ethikkomitee nicht nur Medizinerinnen und Mediziner, sondern auch Pflegende, Theologen, Seelsorger und Juristen vertreten.
Corona hat ethische Fragen in Medizin intensiviert
Die Corona-Pandemie habe Ethik-Fragen in der Medizin intensiviert, so Harr. Denn Corona habe den Menschen vor Augen geführt, dass es nicht auf alles immer sofort einfache Lösungen gebe. Gleichzeitig habe die Pandemie Themen wie Abhängigkeit und auch Sterblichkeit in den Fokus gerückt. Das Ethikkomitee im Diakoneo Diak Klinikum in Schwäbisch Hall will Menschen helfen, mit diesen Unsicherheiten zurechtzukommen.

Entlastung für Mediziner: Patientenverfügung und Organspendeausweis
Oft habe man im Krankenhaus die Situation, dass Patientinnen und Patienten nicht mehr selbst über ihre Behandlung entscheiden können, berichtet Harr - sei es, weil sie im bewusstlosen Zustand eingeliefert werden, auf einer Intensivstation beatmet werden müssen oder weil sie dement sind. Beschäftigt man sich als gesunder Mensch damit, was einem passieren könnte und wie man dann möchte, dass Ärztinnen und Ärzte, aber auch Familienangehörige und Freunde, damit umgehen, kann das Medizinerinnen und Mediziner entlasten.
"Was wäre in meinem Sinne? Was wäre mein Wille?"
Sich mit einer Patientenverfügung zu beschäftigen, hält Harr daher für sinnvoll. Also zum Beispiel festlegen: in welchem Fall sollen Beatmungsgeräte abgeschaltet werden? Wenn man sich mit solchen Fragen auseinandersetzt, kann man im Zweifelsfall tatsächlich viel dazu beitragen, dass die Mediziner die eigenen Wünsche erkennen und entsprechend handeln können.
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Auch ein Organspendeausweis ist eine "Willensbekundung für eine Situation, in der ich meinen Willen nicht mehr selber äußern kann", so Harr. In diesem Sinne sei auch ein Organspendeausweis eine wichtige Sache, weil er sowohl für das eigene Umfeld als auch für das behandelnde Team schriftlich dokumentiert, was ein Patient will. Das wäre eine große Hilfe und daher von zentraler Bedeutung, betont Harr.
Regionaltreffen der Baden-Württembergischen Ethikkomitees in Schwäbisch Hall
Beim dieswöchigen Regionaltreffen der Ethikkomitees in Baden-Württemberg in Schwäbisch Hall sind knapp 100 Teilnehmer aus Baden-Württemberg am Diakoneo Diak Klinikum zusammengekommen, um sich über medizinethische Herausforderungen an Krankenhäusern auszutauschen. Kurzvorträge und Workshops drehten sich um ethische Herausforderungen wie die Pränatalmedizin, um Grenzen der Patientenautonomie oder spezielle Ethikvisiten an Krankenhäusern.