Welch schwere Schäden Wassermassen anrichten können, hat zuletzt die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gezeigt - unter anderem im Ahrtal. Innerhalb von 24 Stunden fielen in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli mehr als 100 Liter pro Quadratmeter in Teilen beider Bundesländer - mit schweren Folgen für die Menschen vor Ort.
Drei Monate nach der Flutkatastrophe Heizen, Strom, Hilfsgelder: Das ist die Lage im Ahrtal
Drei Monate ist das Hochwasser im Ahrtal jetzt her. Vieles wurde seitdem schon geschafft - viel mehr ist noch zu tun. Sechs Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Situation vor Ort.
In der Region wird nach Flut 2016 Hochwasserschutz verbessert
Auch die Region Heilbronn-Franken hat Ähnliches erlebt, mit wesentlich glimpflicherem Ausgang: Ende Mai 2016 rollten Wassermassen nach heftigen Regenfällen durch Teile der Region. Sie rissen in manchen Straßen mit, was nicht niet- und nagelfest war. Besonders betroffen war damals die Gemeinde Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall). Aber auch Teile der Städte Künzelsau und Niedernhall (beide Hohenlohekreis) wurden in Mitleidenschaft gezogen. Überall wird seitdem an einem besseren Hochwasserschutz gearbeitet. In Niedernhall und Umgebung folgte am Freitag die Einweihung.

Ausgleichsmaßnahmen für Tierwelt
Investiert wurden offiziell 8,3 Millionen Euro. Davon entfallen 6,3 Millionen auf die Stadt Niedernhall am Fluss Kocher. Für das Geld wurden auf zwei Kilometer Länge Dämme erhöht, ein Pumpwerk erweitert, die Straßenentwässerung erneuert und eine Stahlbetonwand errichtet. Die Einwohner Niedernhalls sind nun gegen ein 100-jährliches Hochwasser des Kochers einschließlich der zu erwartenden größeren Hochwasserstände durch Klimaveränderung geschützt. Als Ausgleich für die Eingriffe in die Natur wurden auch Stein- und Reisighaufen als Ersatzlebensraum für Eidechsen angelegt und andere Lebensräume für weitere Tierarten geschaffen. Schon im April 2019 wurden die Hochwasserschutzmaßnahmen rechts des Kochers auf der Gemarkung Ingelfingen-Criesbach (Hohenlohekreis) abgeschlossen.

Graffiti-Künstler verewigt sich auf Hochwasserschutz-Mauer
Auf der neuen Niedernhaller Mauer zum Hochwasserschutz hat der Mulfinger (Hohenlohekreis) Graffiti-Künstler Gerd Metzler eine Stadtansicht von Niedernhall gesprüht. In den kommenden Wochen will er das Bild noch um die angrenzende Landschaft ergänzen.
Im Zuge der Einweihung forderte das Land Baden-Württemberg Kommunen und Landwirtschaft dazu auf, beim Hochwasserschutz zusammenzuarbeiten. Mit Bauwerken alleine lassen sich Sturzfluten wie vor fünf Jahren am Kocher nicht verhindern, sagte Umweltstaatssekretär Andre Baumann bei der Einweihung der Hochwasserschutzmaßnahmen. Wichtig sei zum Beispiel, Bodenerosion zu vermeiden: "Dass das Wasser in der Landschaft bleibt und sich nicht in den Vorflutern und Flüssen sammelt. Und im Bereich der Landwirtschaft brauchen wir auch die Schwammfunktion in Form von Wiesen." Zudem seien Hecken wichtig, in Augebieten sollten keine Baugebiete entstehen. "Dann hoffe ich, dass wir durch solche Katastrophenereignisse gut durchkommen."

Appell: Teilnahme am Hochwasser-Vorhersage-System
Zudem ruft Regierungspräsident Wolfgang Reimer die Kommunen auch in der Region dazu auf, sich an das neue Hochwasser-Vorhersage-System anzuschließen. Im Vorfeld müssten sie Gefahrenkarten erstellen. Bei den Sturzfluten am Kocher vor fünf Jahren habe es solche präzisen Vorhersagen noch nicht gegeben, so Reimer weiter: "Das ist ein System, das eine sehr ortsgenaue Vorhersage macht. Dass man weiß, wie viele Niederschläge in den nächsten Stunden hier im Raum zu erwarten sind." Dann könne man aufgrund der Vorhersage auch Maßnahmen ergreifen.