Anja Wezel verfolgt auch ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine beständig die Ereignisse in ihrer Heimatstadt Kramatorsk. Sie selbst lebt seit über 20 Jahren in Deutschland, hat im vergangenen Jahr aber ihre Schwester und deren Tochter zu sich nach Heilbronn geholt. Ihre Mutter wollte jedoch die Wohnung nicht verlassen und verstarb dort im November. Bis jetzt konnte sich Anja Wezel nicht verabschieden. Ihr war die Gefahr bei der Rückreise zu groß, selbst Opfer der russischen Invasion zu werden.
"Es ist, als ob sie noch da wäre."
Anja Wezel erzählt, dass sie es oft noch nicht fassen könne, dass ihre Mutter wirklich tot sei. "Ich war immer hier und sie dort und ich habe angerufen. Ich denke immer, wenn mir etwas passiert, ich muss Mama anrufen." Um Abschied zu nehmen, müsse sie nach Kramatorsk fahren und es sehen, sagt sie.
Das ganze Interview:
Kramatorsk - Heimatstadt nahe der Front
Kramatorsk liegt nahe der Frontlinie. Am 8. April 2022 gab es einen Raketenangriff auf den dortigen Bahnhof, während dort tausende Menschen auf ihre Evakuierung hofften. Der Angriff ist ein mutmaßliches Kriegsverbrechen, wie Human Rights Watch diese Woche mit einer Untersuchung bestätigte.
Nur einen Tag vorher konnte Anja Wezels Schwester fliehen, ihre Tochter kam schon vorher nach Deutschland. Auch jetzt gebe es noch täglich Sirenenalarme und Häuser würden von Geschützen getroffen, berichtet sie und bezieht sich auf Chatnachrichten von Einwohnern.
"Eine Seite von mir geht arbeiten und die andere Seite schaut, was passiert gerade in Kramatorsk, was passiert in der Ukraine."
Sie hofft, im Sommer Kramatorsk besuchen zu können.
Der SWR hat Anja Wezel vor einem Jahr besucht:
Die gebürtige Ukrainerin Anja Wetzel sorgt sich um ihre Verwandtschaft Ukraine-Krieg: Heilbronnerin bangt um die Lieben in Kramatorsk
Anja Wetzel stammt aus Kramatorsk in der Ukraine und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Vor hier aus bangt sie um ihre Angehörigen.