Apotheke Harfensteller in Heilbronn (Foto: SWR)

Infrastruktur fehlt fast vollkommen

Noch viele Baustellen auf dem Weg zum funktionierenden E-Rezept

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Ab Donnerstag sind Apotheken verpflichtet, das E-Rezept einlösen zu können. Doch es hakt noch an vielen Stellen. Viele Ärzte können es zum Beispiel noch gar nicht ausstellen.

Ab 1. September sollen Apotheken E-Rezepte einlösen können. In Baden-Württemberg wird es allerdings noch dauern, bis das digitale Rezept - per App oder elektronischer Gesundheitskarte - einsetzbar ist. Prinzipiell sei es dennoch möglich, sagt der Heilbronner Apotheker Dieter Harfensteller. Aber in der Praxis gibt es Nachholbedarf. Mit einer seiner Filialen ist Harfensteller seit Februar bei einem Pilotprojekt zum E-Rezept dabei und hat miterlebt, was schon funktioniert und was nicht.

Der Plan für das deutschlandweite digitale Rezept klingt recht einfach: Das E-Rezept wird entweder auf die Gesundheitskarte geladen und in die Apotheke gebracht oder kommt aufs Handy. Dann könnten Apotheken, sollte der Patient oder die Patientin das Haus beispielsweise nicht verlassen können, das Medikament auch liefern.

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"E-Rezept" bisher nur in Papierform

Die Realität sieht anders aus: Denn weder die Methode mit der Gesundheitskarte, noch die Übertragung über das Internet funktionieren bisher. Das "elektronische" Rezept ist bei Pilotprojekten bisher erst einmal nur ein QR-Code auf einem Blatt Papier.

"Wir haben schon einige hundert solcher E-Rezepte bearbeitet. Die kommen aber nur in Papierform bei uns an. Wir haben also sozusagen noch die EDV zu Fuß."

Dieter Harfensteller, Apotheker aus Heilbronn, ist mit einer seiner drei Filialen seit Februar bei solch einem Pilotprojekt zum E-Rezept dabei. Immerhin: Die Software, mit der er den Code, den sogenannten Token, auslesen und verarbeiten kann, scheint zu funktionieren. Und auch die Datensicherheit sei seiner Meinung nach gegeben.

Arztpraxen können E-Rezept oftmals nicht ausstellen

Weiter geht es bei den Ärztinnen und Ärzten. Viele können den Token nicht einmal in Papierform ausstellen. Es fehlt an Hard- und Software. Allgemeinmediziner Dr. Tobias Neuwirth aus Neckarsulm-Obereisesheim (Kreis Heilbronn) versucht, bei allen digitalen Neuerungen vorne mit dabei zu sein. Daher ist seine Praxis zumindest schon einmal mit den entsprechenden Connectoren und der Software ausgestattet. Doch an vielem fehlt es noch.

"Wir haben vor einem Jahr die entsprechenden Kartenlesegeräte bestellt, bisher ist noch nichts angekommen."

Und auch bei der elektronischen Krankmeldung (E-AU), die es seit 1. Januar 2022 gibt, läuft noch nicht alles rund, berichtet er. Manchmal komme die E-AU nicht bei der Krankenkasse an oder das System stürze ab. Eine ähnliche Verbindung müsste zu den Apotheken hergestellt werden, um das E-Rezept übertragen zu können. Ginge dabei etwas verschollen, wäre das fatal. Bisher gibt es eine solche Verbindung aber noch gar nicht.

"Wenn im Jahr 2022 das E-Rezept eingeführt werden soll und nicht einmal die Leitungen stehen, das ist ein Witz!"

Schon die Internetverbindung macht Probleme

Würde alles funktionieren, stünde man aber noch vor ganz anderen Problemen, sind sich Neuwirth und Harfensteller einig. Bei letzterem gebe es nicht einmal eine ausfallsichere Internetverbindung - in keiner seiner drei Apotheken.

"Wir haben seit März 2022 Probleme mit der Internetverbindung und unser Anbieter hat uns gesagt, dass sie das Problem wahrscheinlich im Dezember behoben haben. Das kann es echt nicht sein."

Und auch Neuwirth berichtet von Internetproblemen im Allgemeinen: Er glaubt, dass es noch mindestens ein bis zwei Jahre dauern werde, bis das E-Rezept wirklich wie gedacht funktioniere. Und dabei arbeite man nicht erst seit gestern daran. Bereits im Dezember 2021 hat das Bundesgesundheitsministerium den Start vom 1. Januar 2022 auf den 1. September verschoben - und immer noch funktioniert kaum etwas.

Einen Trost für die Patientinnen und Patienten haben Harfensteller und Neuwirth aber: Denn mit der Einführung des E-Rezepts am 1. September fällt das normale rosa Rezept nicht weg. Vorerst wird es also in den meisten Fällen dabei bleiben.

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